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Mit Harry Potter
noch glücklich...

Joanne Kathleen Rowling wird 40

Von Christoph Driessen
London (dpa). Selbst wer noch nie eines ihrer Bücher gelesen hat, kann meist etwas aus ihrem Leben erzählen: Joanne Kathleen Rowling. Dass sie vor zehn Jahren als allein erziehende Mutter auf Sozialhilfe angewiesen war und in einem Café zwei Stunden lang von einem Espresso zehrte - das weiß mittlerweile fast jeder.
Erfolgsautorin Joanne K. Rowling feiert 40. Geburtstag.Foto: dpa

Es entspricht so perfekt dem Mythos vom armen Künstlergenie. Allerdings hat sich bei der Harry-Potter-Autorin alles schon sehr zeitig ins Gegenteil verkehrt: An diesem Sonntag wird Rowling gerade mal 40 Jahre alt, und doch hat sie schätzungsweise schon 750 Millionen Euro verdient.
»Ich bin dazu geboren, 40 zu sein«, hat sie bereits vor Jahren gesagt. »Ich glaube, das ist das perfekte Alter.« Wer würde es in ihrem Fall anders empfinden? Der beste Beweis für ihren jetzt schon ikonenhaften Status sind Legenden. So liest man oft, sie habe sich ins Café gesetzt, weil da geheizt wurde - aber ganz so schlimm ging es ihr doch nicht: »Wie blöd müsste ich sein, eine ungeheizte Wohnung zu mieten?« Wahr ist aber: »Es ging mir wirklich nicht gut, ich hatte meinen Arbeit als Lehrerin verloren, meine Ehe war in die Brüche gegangen. Meine Mutter war an Multipler Sklerose gestorben, ich war einsam, litt unter Depressionen.«
Die Depressionen tauchten später in Gestalt der Dementoren in ihren Büchern auf. Überhaupt sind die Bände sehr persönlich gefärbt. Den Namen Potter übernahm sie von einem Nachbarsjungen, mit dem sie als Kind spielte.
Vor 15 Jahren hatte Rowling die Idee zu ihrem Zauberlehrling - auf einer Zugfahrt, bei der sie noch nicht einmal etwas zum Schreiben dabei hatte. Anschließend entwarf sie fünf Jahre lang eine Welt mit eigenen Gesetzen und einer Vielzahl von Figuren, Schauplätzen und Handlungen bis hin zum letzten Büro im Zaubereimisterium. Wie eine Wissenschaftlerin hat sie alles auf Zetteln notiert und in Kartons geordnet. Das letzte Kapitel des letzten Buches schrieb sie zuerst - es liegt jetzt schon lange im Tresor.
Rowling ist heute reicher als die Queen. Sie ist dankbar dafür, aber sie sagt, dass sie sich über neue Dinge nicht mehr so freuen kann wie früher. Manchmal stellt sie sich vor, sie könnte einmal wie Harry in den Zauberspiegel blicken, der für ein paar Minuten den sehnlichsten Wunsch erfüllt.

Artikel vom 30.07.2005