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»Echinacea bietet
keinen Schutz«

US-Studie belegt Wirkungslosigkeit

New York (dpa). Das Hausmittel Echinacea, mit dem sich Millionen Menschen in Europa und Nordamerika jeden Winter vor Erkältungen zu schützen versuchen, ist offensichtlich wirkungslos.

Das ist jedenfalls das Ergebnis einer wissenschaftlichen US-Studie. Echinacea wird aus dem Sonnenhut (Rudbeckia laciniata) gewonnen und in Apotheken verkauft.
Allein in den USA greifen 14,7 Millionen Menschen regelmäßig zu Echinacea, um einem Schnupfen vorzubeugen oder seine Symptome zu bekämpfen, kommentierte Stephen Straus von den Nationalen Gesundheitsforschungsinstituten (NIH) in Bethesda.
Das Forscherteam um Ronald Turner von der Universität von Virginia in Charlottesville träufelte den 437 Teilnehmern der Studie Schnupfenerreger (Rhinoviren) in die Nase. Dann gaben sie jedem zweiten Teilnehmer Echinacea zur Vorbeugung gegen die Erkältung und den anderen ein wirkungsloses Scheinmedikament (Placebo). Nach ein paar Tagen gab es in beiden Gruppen die gleiche Anzahl von Erkältungen.
Anschließend wurden die Probanden in Hotelzimmern isoliert und, wieder in zwei Gruppen unterteilt, mit Echinacea oder einem Placebo behandelt. Auch in diesem zweiten Teil ihrer Studie stellten die Forscher keine Unterschiede fest: Beide Gruppen hatten gleich starke Symptome und litten unter Fieber, Schnupfen und Schmerzen.
Nach dem Misserfolg wollen Turner und Kollegen die Untersuchung mit höheren Dosen und anderen Varianten von Echinacea fortsetzen. Für Straus, der bei den NIH das Institut für alternative Medizin leitet, bleibt aber nur ein Schluss: »Wir müssen endlich aufhören, Echinacea irgendeine Wirkung zuzuschreiben.«
Nach Angaben des American Botanical Council, einer Institution, die den Verkauf von Vitaminen und anderen rezeptfreien Mitteln überwacht, gaben Amerikaner im vergangenen Jahr 155 Millionen Dollar (128 Millionen Euro) für Echinacea aus. Echinacea war Anfang des 20. Jahrhunderts in Deutschland populär geworden als Heilmittel für Erkrankungen der Atemwege.

Artikel vom 30.07.2005