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Wirbelstürme und Hagelschlag

Unwetter richten schwere Schäden an - Verletzte und Verkehrschaos

Hiddensee/Kassel/Birmingham (dpa). Heftige Gewitter, Wirbelstürme und heftige Schauer mit Hagelkörnern bis zur Größe von Golfbällen haben in der Nacht zum Freitag und am Freitag Abend in Teilen Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens schwere Schäden angerichtet. Gewitter mit Starkregen und Hagelschlag sorgten für schwere Verwüstungen. Fotos: dpa/Reuters
Land unter am Freitag Abend auf Hiddensee und Rügen: Ein Gewitter sorgte für voll gelaufene Keller, gesperrte Straßen und umgestürzte Bäume. Wie der Wetterdienst Meteomedia mitteilte, fielen in Kloster auf Hiddensee innerhalb von einer Stunde knapp 76 Liter Regen pro Quadratmeter. Ersten Angaben zufolge wurde niemand verletzt. Für die Nacht wurden wie auch in anderen Teilen Deutschlands weitere schwere Regenfälle erwartet.
Auch über dem Südwesten Baden-Württembergs sind am Freitagabend schwere Gewitter niedergegangen. Das Unwetter zog über Freiburg sowie die Kreise Lörrach und Breisgau/Hochschwarzwald hinweg. Dabei wurden Windgeschwindigkeiten bis zu 100 Kilometern pro Stunde erreicht.
In der Nacht zuvor waren bei heftigen Unwettern in Teilen Deutschlands, England und Frankreich mindestens 34 Menschen verletzt worden. Herabfallende Äste und umgestürzte Bäume beschädigten Autos und unterbrachen Bahnlinien. Im Raum Düsseldorf blockierten abgeknickte Äste und umgestürzte Bäume Straßen und richteten ein Verkehrschaos an.
In Deutschland wütete ein Tornado besonders heftig im niedersächsischen Kreis Osterholz bei Bremen und hinterließ Schäden in Höhe von mehreren 100 000 Euro. Mehrere Gewitter hatten sich dort bis zu zwölf Kilometer hoch aufgetürmt und das Windfeld aufgebaut. Schauer mit Hagelkörnern in Golfballgröße machten einige Straßen unpassierbar. Als Tornados werden senkrecht stehende Luftwirbel vom Boden bis zur Wolkendecke bezeichnet, die große Zerstörungskraft entwickeln können.
Im niedersächsischen Stöcken setzte ein Blitz eine Scheune in Brand. Drei Feuerwehrleute erlitten Rauchgasvergiftungen bei den Löscharbeiten. Ein weiterer Feuerwehrmann wurde auf der Fahrt zum Einsatz bei einem Unfall auf den nassen Straßen verletzt. In Wolfsburg und Nienburg fiel für mehrere Stunden der Strom aus. In Alfeld bei Hildesheim drückten die Wassermassen nach dem Regen die Gullideckel hoch. Auch im nördlichen Hessen und Südosten Nordrhein-Westfalens hagelte es bei heftigen Gewittern. Bäume stürzten um. In mehreren Orten im Kreis Kassel standen die Straßen unter Wasser.
An der Ostseeküste Schleswig-Holsteins waren die Regengüsse so heftig, dass das Wasser zum Beispiel in Travemünde bis zu 30 Zentimeter hoch aus der Kanalisation gedrückt wurde, berichtete die Feuerwehr.
An der Lübecker Bucht fielen in einer halben Stunde mehr als 30 Liter Niederschlag pro Quadratmeter, stellte der Wetterdienst Meteomedia fest.
Auf der britischen Insel war Birmingham besonders betroffen. Innerhalb kurzer Zeit schlug ein Tornado eine Schneise der Verwüstung durch die Stadt. Der Tornado wütete auf einer dichtbebauten Fläche von etwa einem Quadratkilometer. »Es passierte alles in wenigen Minuten. Da lag auf einmal ein Baum auf einem Auto und andere Bäume auf Häusern - es sieht aus wie eine Filmkulisse«, sagte ein Augenzeuge. Rettungskräfte zählten in der britischen Stadt 20 Verletzte. Viele Menschen mussten die Nacht in Turnhallen verbringen
Bei Auxerre in Mittelfrankreich wurden 14 Menschen ebenfalls durch einen Tornado verletzt, der kurz und heftig wütete. In Coulanges-la-Vineuse kamen sieben verletzte Arbeiter ins Krankenhaus, nachdem der Sturm ihren Wohnwagen umgeworfen hatte. In Vierzon wurden Hagelkörner von der Größe kleiner Orangen gefunden.
Am Wochenende wird Tief »Hansi« für Abkühlung sorgen.

Artikel vom 30.07.2005