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Vor dem WM-Finale:
Soll ist schon erfüllt

Schwimmen: Sechs Medaillen auf dem DSV-Konto

Montréal (dpa). Super-Antje und die Lagen-Staffel der Frauen haben Deutschlands Schwimmer zum WM-Abschluss in Feierstimmung versetzt. Mit Bronze für Antje Buschschulte, Sarah Poewe, Annika Mehlhorn und Daniela Götz hatte das Team sein Soll mit einem halben Dutzend Medaillen (1-3-2) in Montréal schon vor dem Schlussakt erfüllt.
Antje Buschschulte genoss ihre vierte Medaille, gab allen ein Küsschen und freute sich über den deutschen Rekord bei ihrem Spaß-Rennen über 50 Meter Schmetterling. »Dass es so gut laufen würde, habe ich nicht gewusst«, gestand die 26 Jahre alte Magdeburgerin. Cheftrainer Ralf Beckmann atmete mit Blick auf 2008 trotz vieler Schwachpunkte befreit durch: »Mir ist nicht Bange vor Peking.«
»Ich war ganz schön angespannt«, sagte Antje Buschschulte nach dem Staffel-Krimi. In 4:02,51 Minuten musste das DSV-Quartett nur Australien (3:57,47) und den USA (3:59,92) den Vortritt lassen. Mit 29/100 Vorsprung rettete Schlussschwimmerin Daniela Götz Platz drei vor Titelverteidiger China. »Das war ja ganz schön knapp am Ende, aber ich habe das gar nicht gemerkt«, sagte die 17-Jährige aus Erlangen. Sarah Poewe (Wuppertal) fand es »einfach super«. Zwei risikoreiche Wechselzeiten ließen das Quartett noch Minuten nach dem Anschlag zittern. »Hätten wir uns mehr Zeit gelassen, wären wir vielleicht Vierte geworden«, sagte Annika Mehlhorn aus Baunatal.
Auf ihrer Nebenstrecke 50 Meter Schmetterling überraschte sich Antje Buschschulte mit deutschem Rekord von 26,55 Sekunden selbst. »Den habe ich wirklich nicht erwartet«, sagte sie später. Um 2/100 Sekunden verbesserte die Studentin die Bestmarke von Daniela Samulski. Silber über 100 Meter Rücken und mit der Freistil-Staffel, Bronze über 50 Meter Rücken und mit der Lagen-Staffel: »Ich finde, ich habe das ganz gut hingekriegt.«
Aktivensprecherin Anne Poleska erfüllte sich mit Silber über 200 Meter Brust hinter der Weltrekord (2:21,72) schwimmenden Australierin Leisel Jones einen Traum. Der frustrierte Thomas Rupprath bewies nach seinen bitteren Niederlagen mit Halbfinal-K.o. über 50 und 100 Meter Schmetterling wieder sehr viel Kampfgeist.
Als Halbfinal-Vierter zog der Weltrekordler locker in das Finale über 50 Meter Rücken ein und wahrte die Chance auf die erfolgreiche Titelverteidigung. In der Nacht war er aus Deutschland aufgemuntert worden. »Ich habe von zu Hause Motivations-SMS bekommen.« Der Olympia-Vierte von Athen war »tief enttäuscht. Das ist nicht die WM, die ich mir vorgenommen habe. Ich kann mich für meine Leistung nur entschuldigen.« Der Amerikaner Ian Crocker schwamm als Titelverteidiger über 100 Meter Schmetterling in 50,40 Sekunden zum achten Weltrekord von Montréal und fügte seinem Landsmann Michael Phelps auf Platz zwei die dritte Niederlage zu. Immerhin blieben dem 20 Jahre alten sechsfachen Olympiasieger von Athen zwei Einzel- und zwei Staffel-Titel.
Der Südafrikaner Roland Schoeman verpasste bei seinem zweiten Gold in 21,69 Sekunden über 50 Meter Freistil den Weltrekord des Russen Alexander Popow nur um 5/100 Sekunden.
Unterdessen sagte Bundestrainer Beckmann das geplante Treffen mit dem suspendierten Europameister Stev Theloke ab: »Ich kann nicht mit jemandem eine Motorrad-Fahrt machen, der gegen mich oder den Deutschen Schwimm-Verband juristisch vorgehen will.«

Artikel vom 01.08.2005