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Gut geimpft die Welt
im Alter neu entdecken
Gegen Malaria und andere Infektionskrankheiten vorbeugen
Senioren bereisen die ganze Welt - jeder dritte Euro, den Deutsche fürs Reisen ausgeben, stammt von einem über 60 Jahre alten Mitbürger. Selbst entlegene Ziele wie Laos, der Amazonas oder Schwarzafrika erreichen die mobilen Älteren fast ebenso selbstverständlich wie Italien oder Griechenland.
Mit dem Radius wächst jedoch nicht nur die Chance, fremde Kulturen kennen zu lernen. Viele Reisende machen auch Bekanntschaft mit Krankheitserregern, die in Europa nicht vorkommen. Sie belasten den gealterten Organismus erheblich, Komplikationen und schwere Krankheitsverläufe treten daher bei Senioren deutlich häufiger auf als bei jüngeren Tropenkranken.
Dies gilt in besonderem Maße für die Malaria, die bei Menschen über 60 gehäuft zu Blutarmut, Nierenversagen und Lungenkomplikationen führen, das Gehirn befallen oder gar tödlich enden kann. Jeder fünfte an Malaria tropica, der schwersten Malariaform, erkrankte Senior stirbt - das bedeutet eine um das Sechsfache erhöhte Sterblichkeit im Vergleich zu jüngeren Infizierten.
Da es gegen Malaria keine Impfung gibt, hilft nur der möglichst konsequente Schutz vor Mückenstichen sowie die Vorbeugung beziehungsweise die umgehende Behandlung mit wirksamen Arzneimitteln. Sowohl zur Vorbeugung als auch zur Behandlung sind verschiedene Medikamente im Einsatz. Gegen einige von ihnen sind die Malariaerreger jedoch in bestimmten Gebieten etwa Südostasiens bereits widerstandsfähig geworden, so dass diese Substanzen dort nicht mehr wirken.
Es gibt aber zum Beispiel ein Malaria-Medikament der jüngeren Generation, das sich in solchen Fällen bewährt hat. Die Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin empfiehlt dieses Medikament, das aus zwei Wirkstoffen besteht, für Gebiete mit hohem Malariarisiko. Es kann abhängig vom Reiseziel entweder zur Vorbeugung oder zur so genannten »Stand-by-Medikation« eingesetzt werden. Das bedeutet, dass es der Reisende in Gebieten mit niedrigem Infektionsrisiko für den Notfall dabei hat und umgehend mit der Einnahme beginnt, wenn Fieber auftritt und kein Arzt erreichbar ist.
Zum größtmöglichen Schutz vor einer Malaria ist die vorbeugende Einnahme bei manchen Präparaten von ein bis drei Wochen vor und bis zu vier Wochen nach dem Aufenthalt erforderlich. Bei einem neueren Medikament dagegen muss erst ein bis zwei Tage vor Ankunft im Malariagebiet mit der Prophylaxe begonnen werden. Auch nach Verlassen des Gebietes kann die Einnahme bereits nach einer Woche beendet werden.
Bei der Wahl eines Malariapräparates sind für den Arzt aber nicht nur die Dauer der Einnahme und Resistenz der Malariaerreger entscheidend. Wichtig ist zudem - gerade für ältere Reisende -, dass das Malariamedikament nicht die Wirkung von Medikamenten beeinträchtigt, die aufgrund bestehender Krankheiten eingenommen werden müssen, etwa bei Herz- und Kreislauferkrankungen oder psychiatrischen Erkrankungen. Aber auch die Verträglichkeit des Malariamedikamentes auf der Reise lässt sich durch die entsprechende Auswahl verbessern. In jedem Fall sollten gerade ältere Globetrotter Einzelheiten vor der Reise mit ihrem Hausarzt oder einem reisemedizinisch ausgebildeten Arzt besprechen.
Nicht nur bei Malaria tragen Ältere ein höheres Risiko - das gilt vielmehr für fast alle Infektionskrankheiten. Ein Blick in den Impfpass gehört daher zu jeder Reisevorbereitung: Neben den »Klassikern« Tetanus, Diphtherie, Polio und - bei den über 60-Jährigen - Pneumokokken und Grippe sollte vor allem auf Hepatitis A-Impfschutz geachtet werden.
Diese häufige Leberinfektion (Gelbsucht), die durch verunreinigte Lebensmittel (Wasser, Speiseeis, häufig auch Fisch und Muscheln) übertragen wird, verläuft jenseits des 60. Lebensjahres schwerer. Durch eine Hepatitis-A-Impfung oder noch besser die Kombinationsimpfung gegen Hepatitis A und B lässt sich diese Bedrohung für mindestens zehn Jahre ausschalten. »Impfen, impfen, impfen«, lautet daher die Empfehlung der Tropenmediziner für reiselustige Senioren - denn so lässt sich mit geringem Aufwand ein Höchstmaß an Gesundheitsschutz erreichen und es können noch viele entlegene Urlaubsziele entdeckt werden. Dr. Barbara Voll-Peters

Artikel vom 06.08.2005