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Echter Musterschüler
kam aus Deppendorf

Zeugnis von Wilhelm Rolf aus dem Jahre 1892 »klasse«

Von Gerhard Hülsegge (Text)
und Carsten Borgmeier (Fotos)
Niederdornberg-Deppendorf (WB). Die alte Schule in Deppendorf darf nicht abgerissen werden, fordern die Bürger (das WESTFALEN-BLATT berichtete). Dass die Schule und ihre Vorläufer Lehranstalten von besonderer Güte waren, belegt ein seltenes Dokument: das Schulabgangszeugnis von Johann Friedrich Wilhelm Rolf (  1965) aus dem Jahr 1992.

»Das Dokument sieht äußerlich zwar nicht mehr so gut aus«, sagt Enkel Kurt Kuhlmann (76), der in Bielefeld aufgewachsen ist und heute in Lemgo-Leese lebt. »Aber von den Zensuren her kann man es immer noch vorzeigen.« Nicht nur in Betragen, Fleiß und Religion, sondern auch in Deutsch, Rechnen und Raumlehre, Geschichte und Geographie beendete der Großvater seine 1877 begonnene Schullaufbahn mit »gut«. Auch in Naturkunde, Schreiben, Zeichnen, Singen und Turnen erhielt er diese durchgängig vergebene Note.
Johann Friedrich Wilhelm Rolf wurde am 17. August 1877 im Haus Nr. 10 zu Häger (nahe dem »Schröttinghauser Krug«) geboren. Ostern 1884 wurde er eingeschult und besuchte die Deppendorfer Schule, die damals an der Deppendorfer Straße 149 beheimatet war. Zwei Jahre nach seiner Entlassung wurde das neue Schulgebäude an der Deppendorfer Straße 147 eingeweiht, das die Bielefelder Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft (BGW) abreißen möchte, für deren Erhalt sich inzwischen aber eine Bürgerinitiative stark macht und das eventuell unter Denkmalschutz gestellt werden soll.
»Musterschüler« Johann Friedrich Wilhelm Rolf machte nach dem »Genuss« der Volksschule eine Bäckerlehre. 1918 erwarb er jenes Haus in der Kurzen Straße, in dem auch der Sohn seiner Tochter, Kurt Kuhlmann eben, groß wurde und in dem der Opa bis zum Tode lebte.
Schulzeit war auch Kaiserzeit für Johann Friedrich Wilhelm Rolf. Anno dazumal freute man sich noch alljährlich am 2. September über den Sieg der Preußen über Frankreich bei Sedan (1870). Als »Andenken an die Sedanfeier 1887 auf dem Roten Hirsche bei dem Colon Oberhorstkotte zu Schröttinghausen« erhielt der Steppke eine Bibel. Das Neue Testament mit handschriftlicher Widmung im vorderen Teil befindet sich heute ebenfalls im Besitz von Kurt Kuhlmann und dessen Ehefrau Erika und wird gehütet wie ein Schatz. Sollte Enkelin Lisa-Marie (sie wird im Oktober zwei Jahre alt), wenn sie zur Schule kommt, nur gute Noten mit nach Hause bringen, kann man erahnen, wessen Gene hier zum Tragen kommen.

Artikel vom 03.08.2005