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In Zukunft nur
noch dirigieren

Peter Schreier wird 70 Jahre alt

Dresden (dpa). Kammersänger Peter Schreier hat sich zu seinem 70. Geburtstag, den er heute feiert, vor allem eines vorgenommen: ein stressfreies Leben ohne Termindruck.
Ohne Termindruck: Peter Schreier.Foto: dpa

»Nach 60 Jahren Gesang habe ich wohl ein Recht darauf, ohne Termindruck und Stress leben zu können«, sagt der Künstler. Schreier gehörte bereits als Kind dem Dresdner Kreuzchor an und wurde später zu einem weltweit gefeierten lyrischen Tenor. »Am meisten strengt mich der Druck an, stets das Beste leisten zu müssen. Man wird ja immer wieder an seiner früheren Leistung gemessen.«
Schreier hat seinen Abschied von den Bühnen der Welt exakt geplant. Mit dem Rentenalter beendete er vor fünf Jahren seine Opernkarriere. »Das ergab sich aus einer Notwendigkeit. Als Opa kann ich keinen jungen Prinzen Tamino verkörpern, auch wenn ich ihn noch singen kann. Das ist eine Frage der Glaubwürdigkeit«, verwies Schreier auf seine Paraderolle in Mozarts »Zauberflöte«. Seinen letzten Auftritt als Interpret von Liedern will er am 4. Advent in Prag absolvieren.
Künftig will sich Schreier nur noch dem Dirigieren widmen. In den vergangenen Jahren stand er bereits am Pult namhafter Orchester wie der Berliner Philharmoniker und der Wiener Symphoniker.
Schreier ist ein kritischer Betrachter der Musikszene. In der Opernregie hat er in den vergangenen Jahren einen negativen Trend ausgemacht.
»Das Regieführen verkommt oft zur Profilierungssucht, wird zu einer Form der Selbstdarstellung.« Obwohl ein Großteil des Publikums dies ablehne, würden solche Regisseure häufig in den Himmel gehoben.

Artikel vom 29.07.2005