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Die Neuen auf der Bank:
Der »Mister« ist wieder da

Hohe Ziele für Trapattoni - Funkel kennt den Liga-Keller

Ein »Professor« aus Italien, ein Aufsteiger und vier ehemalige Oberhaus-Cracks aus deutschen Landen: In der heute beginnenden Bundesliga-Saison präsentiert sich eine Reihe namhafter Fußball-Lehrer bei neuen Clubs, in einer anderen Liga oder in einer neuen Funktion.

Bekanntestes Gesicht unter den Trainer-Neuzugängen ist Giovanni Trapattoni, der nach zweimaliger Tätigkeit für den FC Bayern München (1994/95 und 1996-1998) nun den VfB Stuttgart in der Liga-Spitze etablieren will. »Mein Ziel ist es, auf jeden Fall die Ergebnisse der Vorsaison zu verbessern«, sagte Trapattoni. »Aber ich setze mir kein Limit für noch höhere Ziele.«
Nach der durch das Verpassen der Champions League hervorgerufenen Trennung von Matthias Sammer sowie dem Verlust der Nationalspieler Kevin Kuranyi und Alexander Hleb muss »Trap« im Schwabenländle erst einmal eine neue schlagkräftige Truppe aufbauen.
Keine leichte Aufgabe für den Erfolgscoach, der in seiner langen Karriere bereits 19 Titel geholt hat und mit der frischen Empfehlung des Championats in Portugal mit Benfica Lissabon an den Neckar kommt.
»Habemus Mister«, sagte in Anspielung auf die Papst-Wahl VfB-Präsident Erwin Staudt, als er nach langer Suche mit Trapattoni endlich »die große Lösung« präsentieren konnte. »Ein Supertrainer mit Kultstatus«, hätten ihm Freunde und Bekannte begeistert über den auch »Maestro« genannten Italiener gesagt, berichtete der VfB-Chef.
Damit »Trap« überhaupt den Weg nach Deutschland gehen konnte, musste er zudem noch Ehefrau Paola überzeugen, der er eigentlich die Rückkehr in die Heimat versprochen hatte. Dafür soll es jetzt ein besonders kostbares Schmuckstück für die Angetraute geben, die nicht so gern mit nach Deutschland gezogen ist.
Nachdem Trapattoni nun sein neues Team und Top-Einkauf Jon Dahl Tomasson genauer kennt, glaubt er, »eine erfolgreiche Saison spielen können«.
Kleinere Brötchen muss Michael Henke backen. Der 48-Jährige, der in Dortmund und München unter Ottmar Hitzfeld zum erfolgreichsten Co-Trainer der Liga aufstieg, hat beim 1. FC Kaiserslautern seinen ersten Chefposten übernommen. Er sei »sehr erfolgsbezogen«, lobte Hitzfeld Henke, der angesichts des eher niedrigen FCK-Etats jedoch allenfalls Mittelmaß vorfand.
Daher soll nun Fußball »gearbeitet« werden. Henke verlangt von seinen Profis »die richtige Einstellung zum Beruf«, die Fans müssten den Willen erkennen, dass alles gegeben werde. Sonst könnte es Henke schnell so ergehen, wie den meisten seiner Vorgängern: Der letzte, der den Zeitpunkt des Abtritts frei wählen konnte, war Karlheinz Feldkamp (1992).
Während Uwe Rapolder (von Arminia Bielefeld zu Aufsteiger 1. FC Köln) nur den Verein wechselte, ist ein Trainer-Quartett dabei, dass aus Profi-Zeiten auf die Erfahrung von zusammen 1406 Spielen (318 Tore) zurückblicken kann. Der auch schon als Erstliga-Coach erfahrene Friedhelm Funkel (Eintracht Frankfurt) und Norbert Meier (MSV Duisburg) sind mit ihren Clubs aus der 2. Liga aufgestiegen.
Thomas von Heesen tauschte bei Arminia Bielefeld den Bürostuhl des Sportdirektors mit der von Rapolder freigemachten Bank. Und Holger Fach, am 27. Oktober 2004 in Mönchengladbach entlassen, übernahm beim VfL Wolfsburg den von Erik Gerets geräumten Posten. Und muss zusehen, dass er - besser als der Belgier - mit dem neuen Manager Thomas Strunz klar kommt.
»Es ist eine riesige Herausforderung, in der höchsten Spielklasse zu arbeiten«, sagt Norbert Meier. Der einstige Meister-Spieler des SV Werder Bremen hat 1997/98 bereits interimsmäßig für vier Monate Borussia Mönchengladbach betreut, beim MSV trägt er nun in Liga 1 erstmals von Saisonbeginn an die Verantwortung.
Funkel ist ein alter Hase: Er betreute schon Bayer Uerdingen, den MSV Duisburg, Hansa Rostock und den 1. FC Köln im Oberhaus - wie sein jetziger Verein Eintracht Frankfurt - ein Abstiegskandidat. Deshalb gibt Funkel sein übliches Saisonziel aus: »Klassenverbleib«.

Artikel vom 05.08.2005