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Die WM zahlt sich schon aus

Anpfiff zur Bundesliga-Saison: Zeichen stehen eindeutig auf Wachstum

Die Konjunktur schwächelt, der Fußball boomt. Mit dem Start in die 43. Bundesliga-Saison beginnt der Countdown für die Weltmeisterschaft und damit für eines der größten gesellschaftlichen Ereignisse in der Geschichte der Bundesrepublik.

Nach dem famosen Confederations Cup und den begeisternden Auftritten der Nationalmannschaft soll auch der Ligabetrieb die Vorfreude auf das Turnier vom 9. Juni bis 9. Juli 2006 schüren. Mehr denn je rückt das Leder in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung. »Es wird in Wirtschaft, Medien und Gesellschaft eine zentrale Rolle spielen«, prognostizierte Werner Hackmann, Präsident des Ligaverbandes.
Bessere Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Saison kann sich die Bundesliga nicht wünschen. Allein die Infrastruktur verheißt paradiesische Zustände. Schließlich rollt der Ball durch die wohl modernsten und schönsten Stadien der Welt.
In elf von insgesamt zwölf WM-Arenen wird um Punkte gekämpft. Anders als sonst verfügen selbst die Aufsteiger (Köln, Frankfurt, Duisburg) über erstklassige Spielstätten. Erstes Indiz für das gesteigerte Zuschauerinteresse: Schon vor dem Start wurden weit mehr als 360 000 Dauerkarten verkauft und damit soviel wie niemals zuvor. »Der gerade erst aufgestellte Zuschauerrekord wird geknackt, da bin ich mir ganz, ganz sicher«, sagte Bayer Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler.
Das setzt allerdings voraus, dass der sportliche Gegenwert stimmt. Doch nicht nur in Sachen Komfort soll es nach Einschätzung des ehemaligen Teamchefs der deutschen Nationalmannschaft aufwärts gehen. »Die WM ist der beste Lockvogel für Leistung. Es erhöht den Druck auf viele Spieler, die sich für ihre Nationalelf empfehlen wollen«, sagte Völler dem »Kicker«. Die Aussicht auf einen Stammplatz in einer der 32 WM-Mannschaften könnte all den Schweinsteigers, Mintals (Slowenien) und Roque Juniors (Brasilien) Flügel verleihen. Erhoffter Nebeneffekt: Der von den Bundesliga-Clubs in den vergangenen Jahren auf europäischer Bühne verspielte Kredit soll zurückgewonnen werden.
Diesbezüglich werden dem FC Bayern München die besten Chancen eingeräumt. Wie so oft gilt der 19-malige Landesmeister als das Maß aller Dinge. Kaum jemand aus der Trainer-Gilde zweifelt daran, dass der alte auch der neue Meister sein wird. Die Münchner trennten sich zwar von einem halben Dutzend Nationalspieler, dürften aber dank der Zugänge Valérien Ismael, Philipp Lahm und Ali Karimi nichts an Qualität eingebüßt haben.
Als härtester Konkurrent wird der FC Schalke 04 gehandelt, der weiterhin keine Kosten scheut, um dem vermeintlich übermächtigen Branchenriesen Paroli zu bieten. Neben dem ablösefreien Nationalspieler Fabian Ernst verpflichtete der Revierclub Angreifer Kevin Kuranyi.
»Irgendwann in den nächsten Jahren wollen wir annähernd auf Augenhöhe mit den Bayern mithalten können«, kündigt Schalke-Manager Rudi Assauer an.
Von einer weit verbreiteten Risikobereitschaft kann dennoch keine Rede sein. Der tiefe Fall der Dortmunder Borussia, die in der vorigen Saison nur dank der Zustimmung der Gläubiger in letzter Minute die Insolvenz abwenden konnte, stimmt nachdenklich. In Zeiten schwindender Einnahmen ist Kostensenkung vor allem im Personalsektor Trumpf. Vielerorts wurden die Kader abgespeckt.
Laut einer internationalen Studie für 2003/2004 soll die Bundesliga im Vergleich zu anderen europäischen Top-Ligen das beste Verhältnis zwischen Lohnkosten und Umsatz aufweisen. Die nationalen Unterschiede sind gleichwohl gewaltig: So führt der FC Bayern (60 Millionen Euro) die Liste mit den geplanten Personalkosten für die kommende Saison deutlich vor dem FC Schalke (38,5) an. Arminia Bielefeld, MSV Duisburg (beide 12) und der FSV Mainz (11,5) zahlen deutlich weniger.
Eine Warnung kommt aus Bielefeld: »Jeder ist seinem Geschäft ist gehalten, mit Geld sorgfältig umzugehen«, sagt Arminia-Geschäftsführer Roland Kentsch.

Artikel vom 05.08.2005