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Ein deutscher Tag in Budapest

Formel 1: Räikkönen siegt, Schumacher-Brüder auf dem WM-Podest

Budapest (dpa). Michael Schumacher ist wieder im Kommen, auch wenn sich sein Traum vom ersten »echten« Saisonsieg nicht erfüllt hat.

Bei seinem zweiten Platz beim Großen Preis von Ungarn musste der Ferrari-Pilot gestern nur Kimi Räikkönen im McLaren-Mercedes den Vortritt lassen. »Das ist ein Schritt in die richtige Richtung, auf dem wir aufbauen können, und die richtige Motivation für alle im Team, um noch einmal Kräfte frei zu setzen«, sagte der Formel-1- Rekordweltmeister, der in diesem Jahr nur beim Skandalrennen in Indianapolis gewann.
Nach dem Erfolg des finnischen »Iceman« und dem zweiten Rang von Michael Schumacher ist die Solofahrt des Spaniers Fernando Alonso zum WM-Titel vorerst gestoppt. Der WM-Spitzenreiter erlebte im Renault ausgerechnet auf seiner Lieblingsstrecke eine große Pleite. Nach einer Kollision in der ersten Kurve musste er an die Boxen fahren und verlor früh alle Siegchancen. Zum dritten Mal in dieser Saison nach seinem Aus in Montréal und dem Startverzicht in Indianapolis blieb der 24-Jährige mit Platz elf ohne Punkte.
»Es sieht jetzt besser aus. Es sind noch sechs Rennen, und wir kämpfen noch um die WM«, sagte Räikkönen nach seinem vierten Saisonerfolg, den er einen Tag vor seinem ersten Hochzeitstag seiner Gattin Jenni widmete. Doch sein Team blieb wieder nicht von einer Panne verschont. In der 41. Runde schied der Kolumbianer Juan Pablo Montoya in Führung liegend wegen eines Antriebsschadens aus.
Durch Montoyas Pech fuhr Ralf Schumacher erstmals im Toyota auf das Podium. »Wir sind fähig, das Tempo der Konkurrenten bis auf das von McLaren-Mercedes mitzugehen«, stellte Ralf Schumacher zufrieden fest. Der Mönchengladbacher Nick Heidfeld rundete im BMW-Williams als Sechster das starke deutsche Ergebnis ab.
»Ich bin zufrieden mit dem zweiten Platz, auch wenn ich gehofft habe, bis zum Ende um den Sieg mitkämpfen zu können. Ich haben aber zu viel Grip verloren«, meinte der Ferrari-Pilot, der seiner Frau Corinna gern heute seinen 85. Grand-Prix-Sieg zum zehnten Hochzeitstag präsentiert hätte.
Vor der Sommerpause, die mit dem Grand Prix in der Türkei am 21. August endet, führt Alonso weiter mit 87 Punkten die WM-Wertung an. Der 24-Jährige weist sechs Rennen vor Saisonende 26 Punkte Vorsprung auf Räikkönen (61). Dritter ist Michael Schumacher (55). Ralf Schumacher rückte mit 32 Punkten auf Rang sechs, Heidfeld (28) ist Neunter.
Michael Schumacher stand zum 64. Mal auf der Pole Position und verteidigte seine Führung nach dem Start. Hinter ihm ging es in der ersten Kurve vor nur spärlich besetzten Rängen turbulent zu: Red-Bull-Pilot Christian Klien überschlug sich nach einer Kollision mit Jacques Villeneuves Sauber. Alonso berührte den Toyota von Ralf Schumacher und verlor wenig später den Frontflügel.
David Coulthard fuhr im zweiten Red Bull über die Trümmerteile von Alonsos Frontflügel und flog von der Strecke. Auch Rubens Barrichello kam nicht unbeschadet durch die erste Kurve und beschädigte den Frontflügel seines Ferraris bei einer Berührung mit Jarno Trullis Toyota.
Hartnäckig verfolgt von Räikkönen, der sich beim Start von Rang vier auf zwei vorgeschoben hatte, fuhr Michael Schumacher an der Spitze. Der Finne war auf derselben Drei-Stopp-Strategie wie der Kerpener und bog nach Runde 12 erstmals zum Tanken ab. Schumacher kam nach der 15. Runde erstmals an die Box. Montoya ließ sieben Runden später seinen Silberpfeil auftanken. Danach lag Michael Schumacher wieder vor den McLaren-Mercedes.
Die Schlüsselszene des Rennens waren die zweiten Boxenstopps von Schumacher und Räikkönen: Der Rekordchampion tankte in der 36. Runde und kam als Dritter auf die Strecke zurück. Räikkönen nahm eine Runde später weniger Benzin auf und blieb vor dem Ferrari-Fahrer.

Artikel vom 01.08.2005