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Grüschow zieht die Notbremse

Korruptions-Affäre: Sporthilfe-Stiftung sucht einen neuen Vorsitzenden

Frankfurt/Main (dpa). Mit seinem sofortigen Rücktritt als Vorsitzender der Stiftung Deutsche Sporthilfe hat Hans-Ludwig Grüschow eine schnelle Konsequenz aus der Korruptionsaffäre um den inhaftierten ehemaligen Sportchef des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR), Wilfried Mohren, gezogen.

Neuer Chef gesucht: Durch den am Freitag erklärten Rückzug des seit 1997 im Amt befindlichen Grüschows verliert die Stiftung ihren vierten Vorsitzenden nach Josef Neckermann (1967-1988), Willi Daume (1988-1991) und Erich Schumann (1991-1996). In einer persönlichen Erklärung sagte der 69 Jahre alte ehemalige Wirtschaftsmanager, »mit dem Schritt der Deutschen Sporthilfe am besten dienen zu können«.
24 Stunden vor einer Außerordentlichen Vorstandssitzung, bei der Konsequenzen aus der Führungskrise beraten werden sollten, zog Grüschow die Notbremse. Der Rücktritt kam daher nicht unerwartet, aber vom Zeitpunkt her für die meisten Vorstandsmitglieder überraschend. »Nun müssen wir eine Lösung programmieren, sie zumindest vorbereiten«, sagte das Führungsmitglied Hans Wilhelm Gäb. Grüschows Rücktritt sei »hoch zu respektieren. Er will die Sporthilfe schützen. Seine persönliche Integrität steht nicht in Zweifel. Er wollte den Zielen der Sporthilfe dienen«.
Entscheidend für den Rücktritt waren in der vergangenen Woche bekannt gewordene Zahlungen der Sporthilfe von 45 000 Euro an Mohren. Damit hatte Grüschow den Journalisten, offenbar ohne Kenntnis seiner Vorstandsmitglieder, als »Medienbotschafter« honoriert. Zudem hatte die Techem AG, die Grüschow im Vorstand (bis 1999) und im Aufsichtsrat (bis 2003) angeführt hatte, Mohren für Dienstleistungen mit etwa 100 000 Euro entlohnt. Mit der Sporthilfe-Zahlung war in der Öffentlichkeit der Eindruck entstanden, als habe Grüschow der Stiftung entgegenkommenden Journalismus erkaufen wollen.
In seiner offiziellen Erklärung sagte Grüschow, er habe »zu keinem Zeitpunkt auf unzulässige oder gar unrechtmäßige Weise Einfluss auf die Berichterstattung über die Deutsche Sporthilfe in den Medien nehmen« wollen. Das gelte für »sämtliche meiner Medienkontakte«.
Grüschow hatte die Sporthilfe in den acht Jahren seines Ehrenamts aus der finanziellen Krise geführt und die Förderungskonzepte für die (gegenwärtig 4000) Spitzensportler ständig angepasst.

Artikel vom 30.07.2005