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Voll auf Angriff fahren

Deutsche Piloten wollen den WM-Albtraum beenden

Hohenstein-Ernst- thal (dpa). Stürze, Verletzungen und schlechtes Material: Für die deutschen Motorrad-Rennfahrer gleicht die WM-Saison bislang einem Albtraum.

Beim Heimspiel auf dem Sachsenring an diesem Wochenende hoffen Steve Jenkner, Alex Hofmann und Co. auf eine Trendwende. »Ich kann es kaum erwarten, am Start meines Heimrennens zu stehen. Ich werde alles geben, um eine gute Show zu bieten«, sagte MotoGP-Pilot Hofmann.
Lokalmatador Jenkner ist weniger euphorisch. »Ich sehe es als eines von 16 Rennen. Mir würde auch ein gutes Ergebnis hier nicht reichen, um alle anderen vergessen zu machen«, erklärte der Hohenstein-Ernstthaler. Der 29-Jährige hat in seiner ersten Saison in der Viertelliterklasse noch keinen WM-Punkt eingefahren, kam nur zwei Mal ins Ziel und wurde am vergangenen Wochenende in Donington Park gleich zwei Mal überrundet. »Ich muss meine Erwartungen für den Sachsenring zurückschrauben. Ein dritter Platz im Training und lange weit vorn im Rennen wie im Vorjahr, das geht nicht. Das habe ich einsehen müssen«, sagte Jenkner frustriert.
Seit seinem aus Altersgründen vollzogenen Wechsel in die Klasse bis 250 Kubikzentimeter zählt die einstige deutsche WM-Hoffnung nur noch zum Feld der Nachzügler. Vorbei sind die Jahre, als Jenkner in der Achtelliterklasse 14 Podiumsplätze einfuhr und als Mitfavorit zum Großen Preis von Deutschland kam. »Wir haben kein konkurrenzfähiges Material. Vor der Saison konnten wir kaum testen, während der Saison gar nicht«, beschrieb »Little Stevie« das Dilemma. Die fehlenden Rennkilometer und die begrenzten Mittel seines Teams lassen den Aprilia-Piloten an einem Top-Ten-Ergebnis auf dem Sachsenring zweifeln. »Position 14 oder 15 sollte aber drin sein«, sagte Jenkner.
Ähnlich bescheiden sind die Aussichten von Jenkners Lokalrivalen Dirk Heidolf. Mit einem WM-Punkt liegt der 28-Jährige auf Rang 25 der Gesamtwertung der Klasse bis 250 Kubikzentimeter. In Donington verhinderte ein Sturz eine Verbesserung im Klassement. Danach versprach der Honda-Pilot trotzig, auch vor heimischem Publikum auf Risiko zu setzen: »Ich bin voll auf Angriff gefahren. Das ist auch der Vorsatz für den Sachsenring.«
Die Hoffnung der mehr als 200 000 Fans am Streckenrand auf einen Podiumsplatz für einen Deutschen wird Heidolf aber wohl eben so wenig erfüllen können wie Kawasaki-Fahrer Hofmann. Der Bochumer, der wie Jenkner zu Saisonbeginn von einer Handverletzung behindert wurde, ist in diesem Jahr mit 21 WM-Zählern zwar bester deutscher Punktesammler. Sein Rückstand auf Star-Pilot Valentino Rossi (Italien/Yamaha), der die WM anführt, beträgt jedoch bereits 190 Punkte.
Als krasse Außenseiter gehen auch die anderen deutschen Fahrer an den Start. Dario Guiseppetti (Berlin/Aprilia) und Sandro Cortese (Berkheim/Honda) müssen sich in der Achtelliterklasse beim Kampf um ein respektables Ergebnis auch der Konkurrenz von drei deutschen Wildcard-Piloten erwehren: Stefan Bradl (Zahling/KTM), Manuel Mickan (Uhyst/Honda) und Patrick Unger (Oberlungwitz/Aprilia). In der Viertelliterklasse sind Franz Aschenbrenner (Eichenried) und Thomas Walter (Schleiz/beide Honda) ebenfalls mit Wildcards dabei.

Artikel vom 30.07.2005