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Einsamer
Weltrekord

Hackett schlägt Thorpe

Montréal (dpa). Grant Hackett war einsam, furchtbar einsam. Sie ließen ihn im Weltmeisterschaftsbecken allein seine Bahnen ziehen.

Hätte der weltbeste Langstrecken-Schwimmer einen ihm gewachsenen Herausforderer wie Ian Thorpe gehabt - der Weltrekord über 800 Meter Freistil stünde seit dem 27. Juli 2005 nicht bei 7:38,65 Minuten, sondern wäre noch klarer unterboten worden.
»Wenn du da vorn ganz allein schwimmst, ist es extrem schwer, das Tempo zu halten. Ich bin happy, dass ich es geschafft habe.« Und wie der 25-Jährige es geschafft hatte. Bahn um Bahn schickte er die vier Jahre alte Thorpe-Bestmarke von 7:39,16 in die Vergangenheit. Bei der Hälfte der Strecke war Hackett, der Mann aus Gold Coast, um 3,37 Sekunden schneller als Thorpe bei seiner Durchgangszeit, bei 600 Meter waren es gar 5,11 Sekunden.
Irgendwie war klar, dass der 1,98 m große und 90 kg schwere Hackett dieses Tempo nicht würde halten können. Aber er wollte »einfach gut schwimmen«. Und irgendwie auch die Abstinenz seines Landsmanns Thorpe nutzen. Denn Marathon-Mann Hackett stand schon ein wenig im Schatten des »Thorpedos«.
Neunfacher Weltmeister ist Olympiasieger Hackett jetzt. Und ein Schwimmer, der das Extreme liebt. Für Montréal hat er sich ein Mammut-Programm aufgeladen, das sich auf 6,2 Kilometer summiert. Er will sich fordern und fordern lassen, was in Kanada über 800 Meter keiner konnte.
Als es geschafft war, als er im WM-Becken nach den 400 Metern Freistil sein zweites Gold geholt hatte, stieß er einen Schrei aus, reckte den rechten Arm in den grau bewölkten Himmel über Montréal und signalisierte mit dem Zeigefinger, dass er die Nummer 1 ist.

Artikel vom 29.07.2005