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Senior mit breiter Brust

Mark Warnecke schreibt mit 35 Schwimmgeschichte

Montréal (dpa). Mark Warnecke hat sich mit 35 als ältester Weltmeister der Schwimmgeschichte verewigt - und sich in 27,63 Sekunden ein Denkmal gesetzt.

»Wenn ich mal aufhöre, aber das dauert ja noch, dann wird das eine Medaille sein, auf die ich sehr stolz sein werde«, sagte Warnecke nach seinem Sprint über 50 Meter Brust in WM-Becken. Der Essener konnte sich vor Kameras und Mikrofonen kaum retten. Die ganze Welt wollte den »Alterspräsidenten« sprechen. Christa Thiel, Chefin des Deutschen Schwimm-Verbandes, fand es »sensationell«, für Cheftrainer Ralf Beckmann war es der »Wahnsinn, das alles überstrahlt«.
Am Tag danach trübte die Vorlauf-Disqualifikation für das Frauen-Quartett über 4 x 200 m Freistil die Stimmung. WM-Neuling Annika Liebs (Würzburg) hatte einen Frühstart verursacht.
Warnecke fand beim Aufstehen nach seinem WM-Triumph 1350 E-Mails in seinem elektronischen Postfach vor. »Ich dachte, der Computer hat sich aufgehangen.« Das große Geld werde ihm der Titel aber wohl nicht bringen: »Ich bin schwer zu vermarkten, ich gehe nicht durch als der aufstrebende Achtzehnjährige.«
Der Arzt interessierte sich auch mehr für die Analyse des Rennens. »Das war harte Kopfgeschichte«, stellte der Hobby-Rennfahrer fest, »ich denke, die Erfahrung hat mir den Sieg gebracht.«Die Zeit war nicht berauschend. »Ich konnte eigentlich nicht das umsetzen, was der Körper hergibt.« Bei seinem deutschen Rekord (27,44) im Mai war der 28-fache deutsche Meister deutlich schneller gewesen.
Als »ganz entscheidend« bezeichnete er seine Diät und die Gewichtsabnahme um zwischenzeitlich bis zu 20 Kilogramm. Warnecke: »Mit 16 Kilo mehr hätte ich hier gar nicht anzutreten brauchen.« Montréal bei Nacht war für ihn nach seinem Rennen kein Thema: »Ich bin 35, da kann ich nicht mehr auf die Rolle gehen.«
Warnecke-Trainer Horst Melzer war in Gedanken schon bei Olympia 2008 in Peking: »Der Olympiasieg fehlt eigentlich noch.« Es wären Warneckes fünfte Spiele. Jetzt gehe es darum, Beruf und Leistungssport vereinbar zu gestalten. Zwei Stunden und vier Kilometer im Wasser täglich reichten Warnecke für Gold in Montréal. Die bisherige Krönung war Olympia-Bronze 1996. 1995 war er Kurzbahn-Weltmeister (100 m Brust), 2000 über 50 m Brust.
Die Magdeburgerin Antje Buschschulte zog nach Silber mit der Freistil-Staffel und über 100 m Rücken als Halbfinal-Fünfte ebenso wie Weltrekordhalterin Janine Pietsch aus Ingolstadt als Sechste in das Finale über 50 m Rücken ein. Annika Mehlhorn (Baunatal) erreichte das Finale über 200 m Schmetterling.
Als Vorlauf-Schnellste empfahl sich die Wuppertalerin Anne Poleska in 2:27,31 Minuten über 200 m Brust. Daniela Götz (Erlangen/100 m Freistil) und Steffen Driesen (Wuppertal/200 m Rücken) qualifizierten sich als Vorlauf-12. für das Halbfinale.

Artikel vom 29.07.2005