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Studentin will mehr
Infos für Krebspatienten

Gesa Held: Franziskus-Hospital könnte Vorreiter sein

Von Matthias Meyer zur Heyde
Bielefeld (WB). Die Therapie von Krebserkrankungen schreitet rasch voran, doch die Aufklärung der Patienten liegt in Deutschland weitgehend im Argen. Gesa Held möchte das ändern - wenn's nach ihr geht, könnte das Franziskus-Hospital die Vorreiterrolle übernehmen.

Grundlage für mögliche Fortschritte in der Patienteninformation ist eine 80-seitige Arbeit, mit der die 29-Jährige ihren Bachelor of Science (BSc) zu erlangen hofft. »Konzept für ein Patienteninformationszentrum für die Abteilung Hämatologie, Onkologie, Immunologie am Bielefelder Franziskus-Hospital« lautet der sperrige, aber Ehrgeiz verratende Titel. Erst in sechs Wochen wird die gelernte Krankenschwester und Studentin an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften ihre Note erhalten, doch Dr. Georg Rüter, der Geschäftsführer des Klösterchens, »hat meine Arbeit bereits gelesen und erstes Interesse signalisiert«, berichtet Gesa Held.
Krebspatienten und ihre Angehörigen wissen in aller Regel zu wenig über ihre Krankheit. Durch korrekte Aufklärung könnte der Kranke - als nunmehr »mündiger Patient« - gemeinsam mit dem Arzt über Therapieangebote entscheiden. »Außerdem schleppt der informierte Patient weniger psychische Ängste mit sich herum«, sagt Gesa Held. »Die Therapie schlägt oft besser an, die Betreuung wird einfacher, die Verweildauer im Krankenhaus kürzer - das senkt die Behandlungskosten.«
Auge in Auge mit einer tückischen Krankheit spielt Geld zwar nur die zweite Geige, andererseits aber muss sich jede Klinik wirtschaftlichen Zwängen beugen. »PIZ Onkologie«, ein Patienteninformationszentrum für Krebskranke und ihre Angehörigen, scheint ein Schritt in die richtige Richtung zu sein. Und die auf Themen, bei denen sich Gesundheitsthemen und Kommunikation überschneiden, spezialisierte Gesa Held macht mit ihrer Bachelor-Arbeit den Anfang.
Die gebürtige Lemgoerin, die derzeit eine Urlaubsvertretung im Sozialen Dienst im Klösterchen absolviert, hat international recherchiert: »Ich habe mich in einer Klinik im englischen Bristol umgesehen, wo ein PIZ bereits existiert« Speziell geschultes Personal widmet sich hier seiner Klientel in Räumen voller Informationsmaterial. Die Fachleute in Bristol aber »beraten« nicht, sie betreiben »Informationstransfer«. Ersteres schmeckt Gesa Held zu sehr nach »Führung«, bei der der Patient in die passive Rolle gedrängt wird. »Informationstransfer hebt ihn auf Augenhöhe mit dem Arzt.«
In Heidelberg existiert auch ein »Krebsinformationsdienst« (KID), auf deutschem Boden einzigartig, aber ein bisschen wenig für die ganze Republik. Immer noch wissen die Fachleute zu wenig von den Bedürfnissen der Krebsopfer, wenn auch die Herforder Carina-Stiftung diese Lücke zu schließen versucht (das WESTFALEN-BLATT berichtete).
Auch Gesa Held hat in Gesprächen mit Medizinern Material gesammelt. »Eine wichtige Lehre aus Heidelberg: 77 Prozent der Betroffenen wollten etwas über die Behandlungsmethoden wissen. In Bristol habe ich mich bevorzugt um die Organisation des Info-Transfers gekümmert.«
Die junge Studentin mit dem Blick für zukunftsträchtige Themen gehört zu den ersten, die den 2003 eingerichteten Bielefelder Bachelor-Studiengang in Gesundheitskommunikation absolviert haben. Und sie verfolgt große Ziele: »Ein ÝPIZ OnkologieÜ im Franziskus-Hospital wäre schön, aber bei qualitativ hochwertiger Information nur für Krebskranke muss es ja nicht bleiben. Denkbar wäre auch eine Ausweitung des Konzepts auf alle Abteilungen.«

Artikel vom 29.07.2005