30.07.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Küchendienst steht hoch im Kurs

Täglich sechs Stunden Fußball-Unterricht / A-Junioren verfolgen hohe Saisonziele

Von Werner Jöstingmeyer (Texte)
und Stefan Hörttrich (Fotos)
Bünde (WB). Arminias A-Junioren haben hohe Ziele. »Wir wollen so schnell wie möglich den Klassenerhalt sichern und dann noch ein bisschen nach oben schauen«, setzen sich Chefcoach Ivan Pacheco und Co-Trainer Sebastian Scherer selber unter Druck. Die Grundlagen für eine erfolgreiche Saison erarbeitet sich die U 19 derzeit in Bünde. Für zwölf Tage hat sich der Bundesligist im Freizeitheim Ennigloh einquartiert.

Die Unterkunft für die 19 Spieler, zwei Trainer und Mannschaftsbetreuer Wolfgang Nottebrock unmittelbar am Erich-Martens-Stadion erinnert eher an eine Jugendherberge der fünfziger Jahre. Zwei Zehn-Bett-Zimmer, ein Schlafraum für Trainer und Betreuer, dazu Wasch- und Duschräume sowie eine große Küche, in der vor allem morgens ein lebhaftes Treiben herrscht. »Das Frühstück wird selber zubereitet. Nur mittags und abends haben wir ein Abkommen mit der nahen Pizzeria Diawolo geschlossen. Sie liefert uns Salate und sportgerechte Verpflegung«, erzählt Sebastian Scherer. Jeden Tag teilt er einen »Küchendienst«, bestehend aus vier Spielern, ein. »Sie sind für das leibliche Wohl verantwortlich.«
Den Jungs macht's ungeheuren Spaß. Jugend-Nationalspieler Martin Werner, der auf seinen Reisen mit der DFB-Auswahl sicherlich weitaus noblere Herbergen kennengelernt hat: »Die äußeren Umstände machen uns nichts aus. Wir haben sehr viel Spaß in der Truppe und vor allem schweißt dieses Trainingslager die Mannschaft noch enger zusammen.«
Die Trainingsintensität hat es in sich und ist kaum noch zu toppen. Vier Einheiten pro Tag, jeweils etwa 90 Minuten. »Das sind sechs Stunden Fußball. Wir alle haben uns schließlich sehr hohe Ziele gesetzt«, meint Cheftrainer Ivan Pacheco und lobt die gesamte Truppe: »Der Kader ist in Ordnung. Alle Spieler ziehen ausgezeichnet mit.«
Um 7 Uhr ist auf »nüchteren Magen« bereits die erste Trainingseinheit angesetzt. »Ausdauer mit Ballfertigkeit«, heißt das Thema. Um 9 Uhr wird gefrühstückt. Müsli, frische Brötchen, eigentlich so ziemlich alles, was das Herz begehrt. Um 10.30 Uhr wird auf dem Sportplatz Taktik mit Kräftigungsübungen gelehrt. Um 15 Uhr bitten die beiden Coaches zur »dritten Schicht«. Spieltaktische Übungen und Cirkuittraining über fünf Stationen stehen dabei im Mittelpunkt. Um 18.30 Uhr traben die »Jung-Arminen« noch mal über die nahe Finnenbahn. »Wir wollen schließlich die Ausdauer nicht vernachlässigen«, grinst Chefcoach Pacheco.
Eine Stunde später sitzen alle im Gemeinschaftsraum und »futtern wie bei Muttern«. An den Zapfenstreich um 22 Uhr muss Betreuer Wolfgang Nottebrock nicht groß erinnern. »Co« Sebastian Scherer stellt fest: »Die sind so kaputt und froh, dass sie endlich schlafen können.« Pachecos einziger Kritikpunkt: »Die Betten sind zu weich. Daran erkennt man das Alter dieses Jugendheimes.«
Einkaufen und das Bedienen der Waschmaschine gehören ebenfalls zum täglichen Aufgabengebiet der jungen Fußballer. Ivan Pacheco: »Die Jungens sind langsam volljährig. Da muss man sie auf das Leben vorbereiten.« Nach getaner Arbeit sitzt er mit Sebastian Scherer noch ein Weilchen zusammen, diskutiert den Tagesablauf und schmiedet neue Pläne. Über sein Lieblingsspiel »Play-Station« spricht er nicht. Dafür plaudert grinsend sein Assistent Scherer: »Hier holt sich Ivan regelmäßig eine kleine Abfuhr ab.«
Voll des Lobes sind die Arminen über die Hilfsbereitschaft der Stadt Bünde. »Ist der Rasen aufgrund der Regenfälle im Erich-Martens-Stadion zu tief, wird uns sofort mit dem Else-Stadion ein Ausweichplatz zur Verfügung gestellt. Auch das nahe Hallenbad dürfen wir benutzen«, freut sich Pacheco über das Entgegenkommen der Stadtverwaltung und stellt fest: »Wo die Leute uns helfen können, tun sie das auch.«
Pech hatte lediglich Robert Tesche. Der vom Trainergespann inthronisierte neue Spielführer zog sich beim Training einen Bänderriss im Sprunggelenk zu und reiste ab. Auch Neuerwerbung Victor Schan, der aus Jena den Weg nach Bielefeld fand, musste wegen einer Wundrose ein paar Tage pausieren. Weitere »Wehwehchen« wurden von Physiotherapeut Thorsten Harm behandelt und schnell behoben.
Am heutigen Samstag stellt sich Arminias neue U 19 wieder auf den Prüfstand. In der SchücoArena ist ab 17 Uhr das Bezirksligateam des TuS Ost der Gegner. Sonntag ist frei, aber ab Montag heißt es nochmal eine Woche Schwitzen. Martin Werner als stellvertretender Kapitän versichert: »Wir werden bis zum Schluss beißen. So hart haben wir noch nie trainiert.«

Artikel vom 30.07.2005