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Von der Tafel- zur Spielrunde
»Schatten über Camelot«: kooperativ und vom Feinsten
Eine einsame Schwalbe ist am grauen Himmel über Cornwall zu sehen . . . Die Mächte des Bösen sammeln sich um Camelot.
Der schwarze Ritter wurde auf einem verwüsteten Hügel gesehen, Morgana plant Rache, die Sachsen marschieren, und die Wälder Britanniens liefern das Holz für Belagerungsmaschinen, um die Mauern von Camelot zu schleifen. Lanzelot verschwand spurlos, Excalibur wurde noch nicht wieder entdeckt, und der Heilige Gral ist bislang nicht mehr als eine Legende.
Es ist nicht das erste Mal, dass die Legende von Camelot, die Geschichte um König Artus und seine Ritter der Tafelrunde, den Stoff für ein Gesellschaftsspiel liefert. Den Autoren Serge Laget und Bruno Cathala gelang mit »Schatten über Camelot« ein Spiel, dass die fantastische Geschichte nicht als austauschbare Kulisse missbraucht, sondern auf dem Spielplan - eigentlich sind es sogar vier Pläne - zu wunderbarem Leben erweckt.
»Schatten über Camelot« bietet ein kooperatives Spielerlebnis vom Feinsten: Gemeinsam kämpfen die Spieler gegen das Böse, das besiegt ist, wenn mehr als die Hälfte der zwölf Schwerter an der Tafelrunde weiße Klingen sind. Jeder Spieler verkörpert einen Ritter mit eigenem Wappen und speziellen Fähigkeiten. Jeder Spielzug eines Ritters gliedert sich in zwei Phasen:
In der Phase »Fortschritt des Bösen« hat der Ritter drei Möglichkeiten, die Entfaltung der dunklen Mächte zu verhindern: einen Lebenspunkt opfern (von vier LP zu Beginn), eine Belagerungsmaschine nach Camelot stellen oder eine schwarze Karte ziehen und spielen. Für jede Aufgabe gibt es eine korrespondierende Karte, die diese Aufgabe noch schwieriger macht.
In der zweiten Phase kann der Ritter eine Heldentat vollbringen: Entweder Karten verdeckt ablegen, um einen LP zu heilen, zur Quest reisen, eine weiße Spezialkarte spielen, eine Anklage oder eine Quest-Aktion durchführen.
Jeder der acht Aufgaben (Questen) ist eine Aktion zugeordnet. Beispiel Camelot: Die Ritter ziehen entweder zwei weiße Karten oder kämpfen gegen eine Belagerungsmaschine. Diese zerstört der Ritter, indem er weiße Kampfkarten ablegt, deren Wert zusammenzählt und versucht, mit dem Wurf eines achtseitigen Würfels unter dem Wert zu bleiben.
Schafft er es nicht, verliert er einen LP. Bei den folgenden sieben Aufgaben kommen beim Sieg weiße, sonst schwarze Schwerter nach Camelot. Die meisten Questen gehen die Helden gemeinsam an, den Kampf gegen den schwarzen Ritter und den um Lanzelots Rüstung müssen sie allein bestehen.
Macht schon das »Grundspiel« einen Riesenspaß, setzen die Autoren mit dem Verräter noch einmal einen obendrauf. Der wird durch verdeckt ausgeteilte Treuekarten bestimmt und macht den Helden das Leben zusätzlich schwer. In der Phase Heldentat erhebt ein Spieler Anklage, wenn er glaubt den verdeckt agierenden Bösewicht ausgemacht zu haben.
Der Verlag »Days of Wonder« hat eine tolle Idee mit einer angemessen prächtigen Ausstattung noch besser gemacht. »Schatten über Camelot« liefert drei bis sieben Spielern von zehn bis 99 Jahren anhaltenden Spielspaß. Unter dem Strich: absolut empfehlenswert für alle, die bereit sind, etwas Zeit in Regelstudium und Spielaufbau zu investieren. Thomas Lunk

Artikel vom 13.08.2005