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Der Mörder ist der Oberst
Parker bringt neue Elektronik-Variante des Brettspiele-Klassikers »Cluedo«
Der Mörder ist niemals der Gärtner. Nicht bei Cluedo. Doch könnte der Garten immerhin der Ort sein, an dem das unbekannte Opfer umgebracht wurde. Zwei bis vier Detektive ermitteln, wer der Täter ist und wo er mit welchem Mordinstrument zugeschlagen hat.
Bis dahin unterscheidet sich die neue Cluedo-Version kaum von der ersten Ausgabe dieses Spieleklassikers aus dem Jahr 1982. Doch schon der Aufbau des neuen »Cluedo live«Êgestaltet sich ganz anders als gewohnt. Äußerlich bildet ein dreidimensionales Schloss, das die Spieler vor Beginn zusammenbauen, die Kulisse für den Mord an Herrn Wiesental, dem Freund und Anwalt des Grafen Viktor. Vor dem Schloss erhebt sich eine Baumreihe - grüne Knöpfe, die, wenn man sie drückt, eine Aktion auslösen.
Auf dem Spielbrett sind einzelne Bereiche abgesteckt: Garten, Pavillon, Stall, Bootshaus, Tennisplatz - insgesamt acht Sektoren, die als Tatort in Frage kommen. Die Tatwaffen, nach denen ebenfalls gesucht wird, liegen - anders als beim Klassiker - nur als Kartenbilder vor.
Vier Gäste jener Schlossparty, die zum Zeitpunkt des Mordes voll im Gange war, beginnen mit den Ermittlungen: Sir Albert, Madame Monique, Fräulein Rosa und ihr Cousin Lukas. Sie, die sich -Êauch das neu - ohne Würfel frei auf dem Spielbrett bewegen, kommen als Täter selbst nicht in Frage. Ihre Figuren lösen, sobald sie auf einem Kontaktfeld ankommen, bei Butler James eine Aktion aus. Meist heißt er per Lautsprecher den neuen Gast willkommen und informiert, wer sich sonst noch in dem Raum aufhält.
Von diesen ist jeder verdächtig. Jeder kann aber auch einen Mosaikstein zur Aufklärung des Verbrechens beisteuern. Welcher das ist, erfährt der Detektiv, wenn er sich zeitgleich im gleichen Raum befindet. Dann darf er Einblick in die Akte des Verdächtigen nehmen. Die Karte, die in der Akte steckt, zeigt eine Person, ein Werkzeug oder einen Raum, der, soviel steht nun fest, auf keinen Fall mit dem Mord in Verbindung gebracht werden kann.
Mit dieser im Vergleich zum Klassiker ebenfalls neuen Spielregel werden die Detektive etwas unabhängiger von den Hinweisen ihrer Kollegen. Ganz allerdings nicht, denn jeder Schnüffler verfügt ebenfalls über ein Kartenset. Um darüber Aufklärung zu erhalten, formuliert der Detektiv wie gewohnt einen Verdacht, etwa nach der Art: »Beim Mörder handelt es sich um Oberst von Gatow, der das arme Opfer im Schwimmbad mit einem Hammer umgebracht hat.«
Wer von den anderen eine der Angaben durch eine seiner Karten widerlegen kann, muss dies tun. So reiht sich eine Information zur nächsten. Gegen Ende kann es schwierig sein, einen Gast zu finden, in dessen Täterakte man noch keinen Einblick nahm. In dem Fall hilft James, der von Zeit zu Zeit und auf Drücken der Suchtaste über die wechselnden Standorte der Verdächtigen aufklärt.
Zum Schluss sind die Notizblöcke vollgeschrieben. Wer zuerst glaubt, Mörder, Waffe und Tatort zu kennen, erhebt Anklage. Zuvor allerdings muss er noch den Kommissar aufsuchen, der wie die Verdächtigen von Raum zu Raum schleicht.
Die Technik, die »Cluedo live« ermöglicht, ist die gleiche, die der Ravensburger-Verlag im vergangenen Jahr erstmals bei »King Arthur« erfolgreich zum Einsatz gebracht hat. Schön wären ein paar mehr Variationen in den Kommentaren des Butlers. Unabhängig davon setzt Parker die neuen Möglichkeiten der Elektronik so ein, dass »Cluedo live« eine wirkliche Weiterentwicklung und echte Alternative zum Klassiker darstellt. Preis: weniger als 50 Euro. Bernhard Hertlein

Artikel vom 13.08.2005