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»Platz für den großen Raffael«

Dresdner Galerie widmet »Sixtinischer Madonna« eine Sonderschau

Dresden (dpa). Die Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden widmet ihrem berühmtesten Werk eine Sonderausstellung: Raffaels »Sixtinischer Madonna«. Die gestern eröffnete Schau gilt als Höhepunkt des Jubiläums 150 Jahre Gemäldegalerie im Semperbau.

Am 28. Juli 1855 war die Sammlung im Zwinger eröffnet worden. Die »Madonna« erhielt einen eigenen Raum. Unter dem Titel »Platz für den großen Raffael« kann sich der Besucher nun bis zum 3. Oktober anhand von Originaldokumenten über die Verhandlungen zum Erwerb des Bildes und seinen kunstgeschichtlichen Weg zur Berühmtheit informieren. Die Schau ist von heute an geöffnet.
Raffael (1483-1520) schuf die »Sixtinische Madonna« 1512/13 für die Klosterkirche San Sisto in Piacenza. Vermutlich war Papst Julius II. der Auftraggeber. Mitte des 18. Jahrhunderts brauchten die Mönche Geld und setzten das Werk auf die Verkaufsliste. Nach langen Verhandlungen erwarb der sächsische Kurfürst und polnische König August III. die »Madonna«. Der Kaufpreis von 25000 römischen Scudi machte sie zum teuersten Gemälde der damaligen Zeit. In Dresden stieß es beim König zunächst nicht auf sonderliche Begeisterung. Erst in der Romantik erreichte es Kultstatus.
Der Titel der Sonderausstellung bezieht sich auf einen angeblichen Ausspruch des Königs: Als das Gemälde nach abenteuerlichem Transport über die Alpen am 1. März 1754 in Dresden eintraf, soll er mit den Worten »Platz für den großen Raffael!« eigens seinen Thron beiseite geschoben haben.
Die »Sixtinische Madonna« soll die Gemäldegalerie nie verlassen. Zur Eröffnung der Sonderschau sprach sich der Galeriedirektor, Harald Marx, gestern gegen eine Verleihung des Kunstwerkes aus. »Ich persönlich sage definitiv: Nein«, sagte Marx. Der Galeriedirektor sei allerdings ein staatlicher Angestellter, machte er diplomatische Unwägbarkeiten deutlich. Hintergrund ist ein angebliches Interesse des russischen Präsidenten Wladimir Putin, das Bild in Moskau auszustellen.
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Artikel vom 28.07.2005