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Von Höxter bis Ahlen ein Zins

Sparkassen stärken Zusammenarbeit

Von Bernhard Hertlein
Münster (WB). Die 76 Sparkassen in Westfalen-Lippe wollen ihre Angebote teilweise vereinheitlichen und künftig gemeinsam bewerben. Den Anfang macht im Herbst ein Kredit für private Anschaffungen wie Auto oder Möbel, das zu einem Zinssatz von höchstens 4,99 Prozent gegeben werden soll.
Präsident Dr. Rolf Gerlach

Dieser Teil der Zusammenarbeit und der Konzentration auf attrative Produkte ist nach Aussage des Präsidenten des Westfälisch-Lippischen Sparkassen- und Giroverbandes (WLSGV), Rolf Gerlach, der Notwendigkeit geschuldet, auf die zunehmende Konkurrenz und Marktanteilsverluste an die Direktbanken zu reagieren. So sank das Kredit-Neugeschäft bei den Sparkassen in Westfalen-Lippe im ersten Halbjahr 2005 erstmals unter die Grenze von vier Milliarden Euro. Im ersten Halbjahr 2004 hatte es noch 4,2 Milliarden, 2003 sogar 4,4 Milliarden Euro erreicht.
Besonders schwach war Gerlach zufolge der Wohnungsbau; hier lagen die Kreditzusagen um sieben Prozent unter dem Vorjahreswert.
Neben dem Wettbewerb zwingt auch der kürzlich eingetretene Wegfall der kommunalen Gewährträger-Haftung die Sparkassen zu größerer Zusammenarbeit. Allein in Westfalen-Lippe wurden 100 Millionen Euro in einen Fonds eingezahlt, der im Falle einer Krise nicht nur die Kundeneinlagen sichert, sondern darüber hinaus auch den Fortbestand des kriselnden Instituts. Weitere 100 Millionen Euro liegen bereit, um Gerlach zufolge gegebenenfalls den Fonds aufzustocken.
Zusätzlich zu den Rücklagen in der Region kommen ein Fond des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes sowie die Rücklagen anderer Regionalverbände und der Landesbanken -Êinsgesamt ein Volumen von vier Milliarden Euro. Der bisher größte »Unfall«, ungedeckte Kredite der Sparkasse Mannheim, kostete nach Aussage Gerlachs 300 Millionen Euro.
Das große Maß an Sicherheit ist für die einzelne Sparkasse allerdings mit verschärfter Kontrolle verbunden. Der WLSGV richtet ein Monitoring ein, das Gefahren von Schieflagen frühzeitig erkennbar machen soll. Leuchtet die Ampel Gelb oder gar Rot, ist der Verband berechtigt und sogar verpflichtet, einzugreifen. Derzeit befindet das Projekt in der Testphase. »Wir haben«, so Gerlach, »schon einige Sparkassen im Visier, bei denen die Ampel nicht mehr Grün zeigt.« Namen wollte der Präsident nicht nennen. »Es sind nur wenige, aber sie sind über die gesamte Region Westfalen-Lippe verstreut.« Positiver Nebeneffekt: Das Monitoring sichert den Sparkassen weiter die guten Noten der Ratingagenturen.

Artikel vom 28.07.2005