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Suche nach
Kachel-Schäden

Discovery-Außenhaut wird kontrolliert

Houston/Moskau (dpa). Nach mehreren Zwischenfällen beim Start hat die siebenköpfige Besatzung der Raumfähre »Discovery« nach möglichen Beschädigungen des Hitzeschildes gesucht.

Ein auf 30 Meter verlängerter Roboterarm sei ausgefahren worden, und eine daran befestigte Kamera untersuche mit Hilfe von Laser-Strahlen die Flügel und die Nase des Space-Shuttle, teilte die NASA in Houston mit. Der Einsatz dauerte etwa sieben Stunden.
Der Flugdirektor im NASA-Flugleitzentrum in Houston, Paul Hill, sprach wegen der Gefahr einer Beschädigung der Außenhaut durch den Roboterarm von einem der riskantesten Manöver. »Wenn wir das Shuttle berühren, dann suche ich mir einen anderen Job«, sagte Hill. Der Fernsehsender der NASA zeigte Live-Aufnahmen von der Überprüfung, auf denen selbst kleinste Rillen und Farbveränderungen an der Außenhaut der »Discovery« zu sehen waren.
Bei den untersuchten Flächen handelt es sich um jene, auf denen bei Wiedereintritt in die Atmosphäre die größte Hitzeentwicklung entsteht. Die sofortige Überprüfung des Shuttles nach dem Start mit einem verlängerten Roboterarm geht auf die Empfehlung einer unabhängigen Kommission zurück, die nach dem tödlichen Absturz der Raumfähre »Columbia« am 1. Februar 2003 eingesetzt worden war.
Die NASA hatte nach dem Start am Dienstag vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral (Florida) eingeräumt, dass aus bislang ungeklärter Ursache an Hitzekacheln zur vorderen Fahrgestellluke eine Schramme von der Länge eines Blattes Papier und 2,5 bis 3,7 Zentimeter Breite entstanden ist. Dabei seien auch kleine Teile einer Hitzekachel abgesprungen.
Nach den Worten von Flugdirektor John Shannon wird die Auswertung der Daten und der Aufnahmen von mehr als 100 Kameras bis zu sechs Tage dauern. Es sei noch zu früh zu sagen, ob irgendeine Gefahr für das Shuttle bestehe, sagte Shannon. Das Ausmaß des Schadens am Hitzeschild hänge davon ab, wie tief die Außenhaut beschädigt worden sei.
Auch NASA-Direktor Hill warnte vor Überreaktionen. Die meisten Shuttle seien mit kleinen Schäden an Hitzekacheln von ihren Einsätzen zurückgekommen.
Russische Raumfahrtexperten sehen indessen keine Gefahr für die Besatzung der »Discovery«. »Während des ersten Ausstiegs in den freien Weltraum wird man die Außenhaut der Raumfähre sorgfältig untersuchen und alle Defekte beseitigen«, sagte ein Sprecher. Für den Notfall habe das Shuttle-Team auch Ersatz-Hitzekacheln mitgenommen.
Der japanische Astronaut Soichi Noguchi und der US-Astronaut Steve Robinson testeten gestern bereits die Ausrüstung für den Weltraumspaziergang. Bei den drei geplanten Ausstiegen sollen Techniken für die Reparatur des Hitzeschildes im Weltall erstmals auf ihre Funktionstüchtigkeit getestet werden.

Artikel vom 28.07.2005