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Der letzte Blick
hat's ausgelöst

Richy Müller im spannenden Drama

ZDF, 22.15 Uhr: Vom Trauma des Zugführers Achim Maerz, der mit seiner U-Bahn eine junge Selbstmörderin überfahren hat, handelt das Drama »Zwischen Nacht und Tag«. Der Film des Regisseurs Nicolai Rohde ist in der Reihe »Gefühlsecht« zu sehen.

Achim führt ein eher stilles Leben. Mit seiner Freundin Katrin will er in eine gemeinsame Wohnung einziehen. Zu seinen Kollegen hat er ein gutes Verhältnis. Doch sein Leben gerät aus den Fugen, als er beim Einfahren in den Bahnhof die junge Selbstmörderin Vera zu spät bemerkt. Sie taucht im Sprung vor seiner Scheibe auf, und für den Bruchteil einer Sekunde blicken sich beide in die Augen. Für einen Moment scheint die Zeit stillzustehen, doch Achim kann nicht mehr verhindern, dass er sie überfährt.
Dem Fahrer gehen die Bilder fortan nicht mehr aus dem Kopf. Achim gleitet in eine andere Realität ab. »Seine gesamte Wahrnehmung bezieht sich nur noch auf das Geschehene«, erklärt Drehbuchautor Hannes Klug. »Erinnerungsflashs, Angstzustände, eine Überempfindlichkeit gegen Licht oder Geräusche, Schlaflosigkeit - all dies sorgt dafür, dass er sich immer weiter von seiner Umwelt zurückzieht.« Eines Nachts begegnet Achim der Toten wieder. Von nun an lebt er in zwei Welten. Vera übt eine zunehmende Faszination auf ihn aus. Dieser letzte Blick der Selbstmörderin hat etwas in ihm ausgelöst, dem er nicht mehr entfliehen kann.
Rohde studierte Regie an der Hochschule für Film und Fernsehen »Konrad Wolf« in Potsdam-Babelsberg und schloss 2002 das Studium ab. Das 86-minütige Drama ist sein Abschlussfilm. Hauptdarsteller Richy Müller wirkte unter anderem in Filmen wie »das Superweib« und »Das Leben ist eine Baustelle« mit. Für seine Arbeit bei »Zwischen Nacht und Tag« erhielt Kameramann Hannes Hubach den Deutschen Kamerapreis 2004. Die Jury fand, ihm sei es gelungen, den Zustand des Protagonisten »in eindringlichen Bildern und aus ungewöhnlichen Perspektiven« sichtbar zu machen.
Die 1971 in Berlin geborene Nicolette Krebitz, die die Vera spielt, moderierte bereits als junges Mädchen Kindersendungen. Mit elf Jahren hatte sie ihre erste Rolle im Film. Es folgten Engagements für TV und Kino. Die Schauspielerin und Tänzerin erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter Grimme-Preise für »Schicksalsspiel« und »Ausgerechnet Zoe«. Zuletzt war sie in dem ZDF-Film »So schnell du kannst« von Vivian Naefe zu sehen. Der Kinofilm »Jeans« war ihre erste eigene Regiearbeit.
In weiteren Rollen sind Sólveig Arnarsdóttir als Achims Freundin Katrin, Peter Kurth und Andreas Patton zu sehen.

Artikel vom 29.07.2005