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Seelenqualen einer Studentin

Melodram »Allein« verzichtet auf psychologische Erklärungen

Das Melodram »Allein« von Thomas Durchschlag fällt in die Kategorie »ambitionierter deutscher Debütfilm«. Mit ihren Seelenqualen ist die Studentin Maria (Lavinia Wilson) ganz auf sich gestellt. Sie lässt niemanden an sich heran, auch nicht ihre beste Freundin Sarah (Victoria Mayer).

Mit dem älteren, abgebrühten Wolfgang (Richy Müller) hat sie eine Affäre. Die Spirale aus Selbsthass, Alkohol und Drogen dreht sich immer schneller, bis eines Tages der verständnisvolle Tiermedizin-Student Jan (Maximilian Brückner) in Marias Leben tritt.
Ob der Kinozuschauer an dieser Geschichte Gefallen findet, hängt davon ab, wie sehr er sich für das Innenleben einer jener Studentinnen interessiert, die es nicht nur am Drehort Essen, sondern in jeder Universitätsstadt zu Tausenden gibt.
Orientierungslos, haltlos, auf der Suche nach Betäubung - viel mehr erfährt man nicht über die Mittzwanzigerin, die sich so quält und mit der Rasierklinge die Arme zerschneidet. Ein Fall von »Cutting« also, das man mittlerweile bei vielen jungen Mädchen oder Frauen beobachtet. Warum Maria so wurde, wie sie ist, wird nicht erklärt; einmal ist wolkig vom Vater die Rede.
Klaviermusik und realistisch-nüchterne Bilder begleiten Maria auf dem Weg zur Erkenntnis, dass es echte Liebe gibt, die die Wahrheit verträgt. Und auch wenn sie Jan wirklich mag, so muss sie doch lernen, ihm zu beichten, dass sie anders ist. Zentraler Platz des Paares ist die von dem Bildhauer Richard Serra erschaffene Stahl-Bramme auf einer Brachfläche, die aussieht, als würde gleich ein Raumschiff landen, wie Maria findet.
Regisseur und Autor Thomas Durchschlag las für den Film viel über das psychologische Phänomen »Borderline«, über Menschen, die in Exzessen leben und sich selbst nicht richtig lieben können.
Lavinia Wilson (25) holte aus der Vorlage heraus, was möglich ist, und wurde dafür mit dem »Max-Ophüls-Preis« als beste Nachwuchsdarstellerin ausgezeichnet.

Artikel vom 28.07.2005