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NASA fühlt sich nach
Traumstart himmlisch

Discovery hebt bei Windstille auf Cape Canaveral ab

Von Hans Dahne
Cape Canaveral/Washington (dpa). »Welcome on board, Eileen, and good luck«, begrüßte die Flugleitzentrale Kommandantin Eileen Collins. »Auch Euch viel Glück«, gab die 48-Jährige zurück, nachdem sie als erste der siebenköpfigen Besatzung in die Raumfähre »Discovery« eingestiegen war.

Nach zwei abgebrochenen Startanläufen im Mai und Mitte Juli stand das Glück der US-Weltraumbehörde NASA dieses Mal zur Seite. Dröhnend, mit langem Feuerschweif und einer Rauchwolke bis zum Himmel legte die »Discovery« um 10.39 Uhr Ortszeit (16.39 MESZ) auf dem Weltraumbahnhof von Cape Canaveral in Florida einen guten Start hin. Zweieinhalb Jahre nach dem Absturz der Raumfähre »Columbia« mit sieben Toten kehrte die NASA wieder zur bemannten Raumfahrt zurück.
Einziger Schönheitsfehler: Zwei Minuten nach dem Start brach, wie von einer neuen Kamera am Außentank übertragen, ein größeres Stück vom Tank ab. Die NASA-Führung warnte vor Panikmache, weil sich bei jedem Start planmäßig Teile lösten. Die Aufnahmen vom Start würden jetzt Bild für Bild ausgewertet, hieß es.
Es könnte es sich um ein harmloses Stück Papierverkleidung zum Schutz der Schubdüsen vor dem Start handeln. Die NASA habe aber erst am sechsten Flugtag einen vollständigen Überblick über alle aufgezeichneten Daten und den Zustand des Shuttles. Am Donnerstag um 13.18 Uhr MESZ soll die »Discovery« an der Raumstation ISS andocken.
Lange bereitete sich die Crew auf diesen Tag vor und änderte auch ihre Schlafgewohnheiten. Schon eine halbe Stunde nach Mitternacht (06.30 MESZ) wurde die Besatzung geweckt. Zur gleichen Zeit begann für die NASA-Techniker eine dreistündige Zitterpartie. Nach dem Einfüllen von 1,9 Millionen Litern flüssigem Sauer- und Wasserstoff kam um 03.39 Uhr das Aufatmen. Alle Sensoren am Außentank zeigten normal an. Zwölf Teams arbeiteten in den vergangenen zwei Wochen rund um die Uhr, nachdem der fehlerhaft anzeigende Sensor 2 am 13. Juli zu einem Startabbruch geführt hatte.
Die letzten Stunden des Countdowns haben nicht nur viel mit Routine, sondern auch mit Tradition zu tun. Obligatorisch ist beispielsweise das Gruppenfoto vor dem Start. Nicht wegzudenken ist auch die Torte mit den Insignien der Mission - in diesem Fall STS-114 für den 114. Flug.
In entspannter Atmosphäre lief das Wetter-Briefing ab. Die seit Tagen drohende Gefahr einer Schlechtwetterfront löste sich in Wohlgefallen auf. Es war windstill und wolkenlos. Aus Sicherheitsgründen musste der Start der »Discovery« gefilmt werden, um zu sehen, ob etwa Schaumstoffteile das Shuttle beim Start beschädigt haben. Zerstörte Hitzekacheln am linken Flügel führten am 1. Februar 2003 zur »Columbia«-Tragödie. Außerdem müssen die Wetterbedingungen so stabil sein, dass die Raumfähre im Notfall 20 Minuten nach dem Start wieder in Cape Canaveral landen kann.
Wenn die »Discovery« morgen an die ISS andockt, wartet viel Arbeit auf die Besatzung. Sie soll neue Technologien für die Reparatur von Hitzekacheln ausprobieren und 15 Tonnen Verpflegung, Wasser und Ausrüstungsteile zur ISS bringen. Drei Spaziergänge im Weltall sind vorgesehen, die jeweils länger als sechs Stunden dauern sollen.

Artikel vom 27.07.2005