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Gerlach
droht der
BayernLB

Direktbanken legen zu

Von Bernhard Hertlein
Münster (WB). Die 76 Sparkassen in Westfalen-Lippe wollen nicht länger tatenlos zusehen, wie sie Kunden an Direktbanken verlieren. Besonders verärgert zeigte sich Sparkassenpräsident Rolf Gerlach gestern in Münster über die Konkurrenz aus der Bayern LB.

Die Bayerische Landesbank verlässt, so der Vorwurf Gerlachs, mit ihrer neuen Tochterfirma Deutsche Kreditbank (DKB) das im Sparkassensektor geltende Regionalprinzip. Nach Ermittlungen des Westfälisch-Lippischen Sparkassen- und Giroverbandes (WLSGV) haben die Bayern in der Region bislang Aufträge im Wert von 300 Millionen Euro abgefischt. Zum Vergleich: Die größte Direktbank DiBa kommt in dieser Statistik auf eine Milliarde Euro, die Commerzbank-Tochter Comdirect auf 34 Millionen Euro.
Als eine Gegenmaßnahme kündigte Gerlach seinen Widerstand dagegen an, dass die BayernLB in den Sparkassen-Stützungsfonds einbezogen werde: »Wer uns Konkurrenz macht, darf im Falle des Scheiterns nicht damit rechnen, dass er auch noch von uns gestützt wird.« Grundsätzlich hätten Landesbanken andere Aufgaben, als Sparkassen Kunden abzujagen.
Weitere mögliche Gegenmaßnahme: Die öffentlich-rechtlichen Institute in Westfalen-Lippe werben mit attraktiven Produkten direkt im Bayernland. Gerlach schloss nicht aus, dass man dazu eventuell die Hilfe eines Strukturvertriebs wie des Allgemeinen Wirtschaftsdienstes (AWD) in Anspruch nehmen werde.
Gerlach, der die Sparkassen aufforderte, die Konkurrenz der Direktbanken ernst zu nehmen, sprach sich gegen die Gründung einer eigenen Sparkassen-Direktbank aus. Stattdessen müssten die Sparkassen ihre Anlageprodukte so weiterentwickeln, dass sie den Vergleich mit der mit viel weniger Personal arbeitenden Konkurrenz künftig standhielten.

Artikel vom 27.07.2005