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Ex-Polizist dreht durch

Drama in Stade mit zwei Toten und vier Verletzten

Stade (dpa). Amoklauf eines Ex-Polizisten: Nach einem Streit mit seiner früheren Freundin hat der Beamte in Stade in der Nacht zum Dienstag seine 36 Jahre alte Lebensgefährtin und sich selbst erschossen.

Zuvor hatte der 61 Jahre alte Mann vier Menschen im Alter zwischen 22 und 36 Jahren durch Schüsse schwer verletzt. Der genaue Hintergrund des Beziehungsdramas und die Motive sind nach Polizeiangaben noch unklar.
In der Wohnung des Täters fand die Polizei drei Abschiedsbriefe. In einem von ihnen kündigte er an: »Es wird etwas Schlimmes passieren.« Der Streit hatte kurz vor Mitternacht in einer Stader Wohnung begonnen, in der die 34 Jahre alte frühere Freundin des Mannes wohnt. Als sich die Auseinandersetzung auf die Straße verlagerte, wollten drei Passanten schlichten und der Frau helfen.
Ein Augenzeuge berichtete: »Der Mann rannte hinter der Frau her. Sie rief immer »Der hat 'ne Waffe, der hat 'ne Waffe«.« Einer der Helfer hatte den vor Wut rasenden Täter noch zu Boden werfen können. Doch dieser habe sich wieder aufgerappelt und dann vier Schüsse abgefeuert, teilte die Polizei mit. Die ehemalige Freundin wurde dabei in den Bauch getroffen, die Passanten am Kopf, am Arm und am Fuß.
Der Schütze fuhr darauf direkt zu dem Haus seiner Lebensgefährtin, die nur zwei Kilometer vom ersten Tatort entfernt am Stadtrand von Stade wohnte. Dort schoss er der 36-Jährigen sofort in den Kopf. Anschließend richtete er die Waffe gegen sich und drückte ab. Nur zehn Minuten lagen zwischen den ersten und den letzten Schüssen. »Die Frau lag direkt vor unserem Fenster«, erinnerte sich der Nachbar Martin Stelljes am Morgen danach. Völlig unklar ist bislang, warum es zu dem Streit kam und wieso die Auseinandersetzung eskalierte. »Warum da ein Ventil geplatzt ist, wissen wir noch nicht«, sagte einer der Ermittler. Auch die schwer verletzten Opfer konnten bislang nicht vernommen werden. »Die Gesundheit der Opfer geht vor«, sagte ein Polizeisprecher.
Zur Tatwaffe und zur früheren Tätigkeit des ehemaligen Polizisten wurden keine Angaben gemacht. Der Täter hatte bis zu seiner Pensionierung Ende März 2004 bei der Unfallaufnahme der Polizei in Hamburg-Harburg gearbeitet. Die von ihm erschossene Lebensgefährtin ist die Mutter eines schwerst behinderten Kindes, das nicht von dem Täter stammt.

Artikel vom 27.07.2005