29.07.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Weltmeister
Waske hat Titel im Visier

Heimdebüt für TC Blau-Weiß Halle

Von Stephan Arend
Halle (WB). Spitzenspiel in der Tennis-Bundesliga. Blau-Weiß Halle empfängt Sonntag, 11 Uhr, Grün-Weiß Mannheim. Beide Teams waren zum Auftakt erfolgreich. Spielt das Wetter mit, ist mit vollen Tribünen zu rechnen. Sogar ein Fan-Bus aus Sundern rollt Sonntag Richtung Haller Weststraße.

Die Tennisfreunde aus dem Sauerland wollen vor allem eines: »ihren« Alexander Waske sehen. Im Vorjahr führte der Publikumsliebling Blau-Weiß Sundern zum Titelgewinn, blieb sowohl im Einzel als auch im Doppel ungeschlagen. Nach dem Rückzug des amtierenden Meisters gewann Blau-Weiß Halle das Tauziehen um »Mister Bundesliga«, hatte laut Waske die besten Argumente: »Ich will um den Titel mitspielen. Das Umfeld in Halle ist zudem professionell. Die Trainer arbeiten das ganze Jahr mit Profis. Und ein Physio- und Konditionstrainer wie Christian Rauscher wäre auch um drei Uhr in der Nacht bereit, mit mir zu arbeiten.«
An neuer Wirkungsstätte führte sich der deutsche Davis Cup-Spieler schon glänzend ein. Bei den Gerry Weber Open kegelte er keinen Geringeren als French Open-Triumphator Rafael Nadal aus dem Wettbewerb und machte gleichzeitig Appetit auf die Bundesliga-Spiele.
Überhaupt nimmt die Karriere des Spätstarters 2005 an Fahrt auf. Im Davis Cup-Doppel ist der 30-Jährige gesetzt. Mit dem deutschen Team wurde er Mannschaftsweltmeister, erreichte unter anderem das Doppel-Halbfinale der Australian Open. Manch' anderer Profi denkt mit 30 schon so langsam an das Ende der Karriere. Für Alexander Waske, der nach dem Abitur in Amerika studiert hat, geht's auf der Tour jetzt erst richtig los: »Ich habe schon viele gute Spieler geschlagen, doch ich glaube noch Luft nach oben zu haben. Ich will wissen, wie gut ich wirklich sein kann.«
Mittlerweile fühlt sich der Fußball-Fan als »echter« Profi, der seinen Platz im Tennis-Circuit gefunden hat. Den Blick des staunenden Betrachters hat er aber nie verloren: »Anders als Kiefer oder Haas, die schon früh Profi geworden sind, war ich jahrelang Fan. Ich kenne diese beiden ganz unterschiedlichen Welten.« Bei seiner ersten Teilnahme in Wimbledon 2002 fühlte sich Alexander Waske sogar noch wie ein »Tourist bei einem Staatsbankett«: »Es kam mir so vor, als hätte ich mich da reingeschlichen. So wie ich es beim ATP-Finale in Frankfurt als kleiner Junge schon gemacht habe, um zuzugucken. Ich hatte mich für Wimbledon qualifiziert, war aber trotzdem nicht Teil des Ganzen.«
Der Rechtshänder lässt auf dem Platz seinen Emotionen freien Lauf. So beliebt er aufgrund seiner aggressiven, mutigen Spielweise bei den Fans ist - einige Gegner haben mit seiner Art ihre Probleme. Waske: »Ich habe auf der Tour mindestens so viele Feinde wie Freunde. Entweder mögen mich die Leute, oder nicht. Es ist eben meine Art, so zu spielen. Mit meinen Emotionen pushe ich mich. Tennis ist ein Sport eins gegen eins, bei dem die Psyche enorm wichtig ist.«
Der Erfolg gibt ihm Recht. Und weil Alexander Waske nie um den heißen Brei herumredet, formuliert er glasklar sein Saisonziel mit dem TC Blau-Weiß Halle: »Ich will wieder Deutscher Meister werden. Der zweite Platz ist in meinen Augen ein Verlierer-Platz.«

Artikel vom 29.07.2005