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Fundament wackelt bedenklich

Arminia im Test: In der Abwehr muss noch nachgebessert werden

Von Hans Peter Tipp
Bielefeld (WB). Die Abwehr war in der vergangenen Saison die Grundlage für den frühzeitigen Klassenerhalt des DSC Arminia Bielefeld in der Fußball-Bundesliga. Auf den eingespielten Block um Lense (oder Owomoyela), Borges (oder Langkamp), Gabriel und Schuler war Verlass. Von diesen sechs Stammkräften sind aber nur drei geblieben, so dass umfangreiche Arbeiten am Fundament erforderlich wurden.

Auf dem Papier haben sich die Bielefelder nicht verschlechtert: Drei Stammspieler gingen (zudem Daniel Bogusz), die vier Neuen haben allesamt Stammspielerpotenzial. Doch mit den Wechseln ist das über mehr als eine Saison gewachsene Zusammenspiel verloren gegangen.
Vor allem die anhaltenden gesundheitlichen Probleme von Abwehrchef Petr Gabriel haben die Planungen ziemlich über den Haufen geworfen. Mit dem 32-Jährigen fällt ausgerechnet der Experte für die innere Sicherheit auf unbestimmte Zeit aus.
Der zweikampf- und kopfballstarke Innenverteidiger laboriert noch immer an den Folgen einer Meniskusoperation im Mai. Vorerst heißt es, mit einer Dosierung der Belastung seien die Beschwerden, die immer wieder zu einem Anschwellen des Knies führen, in den Griff zu bekommen. Eine Prognose, wann der erfahrene Organisator der DSC-Viererkette wieder zur Verfügung steht, wagt allerdings zurzeit noch nicht einmal Trainer Thomas von Heesen.
Auch wegen Gabriels Ausfall hat derzeit kein Abwehrarmine einen Nebenmann, den er aus dem Vorjahr kennt. Das beeinflusst sogar den normalerweise durch nichts zu erschütternden Marcio Borges. Der 32 Jahre alte Brasilianer wirkte in den Testspielen häufig unkonzentriert, spielte ungewohnt oft foul und handelte sich dafür gelbe Karten ein. Aber wenn es am 5. August los geht, ist Borges ganz bestimmt wieder der Alte.
Die neuen Spieler versprechen, belebende Elemente zu werden. Mit Bernd Korzynietz (rechts) und Tobias Rau (links) hat sich der DSC Erfahrung für die Außenbahnen geholt.
Korzynietz kommt mit der Routine von fast 100 Erstligaspielen in die SchücoArena und ist damit nach Detlev Dammeier und Roberto Pinto der erfahrenste Akteur im aktuellen Kader. Rau brachte es »mit links« immerhin zu sieben Einsätzen in der deutschen A-Nationalmannschaft.
Allerdings haben die beiden erfahrenen Neuen ein gemeinsames Problem: Ihnen mangelt es an Spielpraxis. Korzynietz kam für Mönchengladbach in der Saison 2004/2005 zwar 20 Mal zum Einsatz, doch in der Rückrunde absolvierte er nur vier Spiele über die volle Spielzeit. Der ehemalige Wolfsburger Tobias Rau spielte verletzungsbedingt in der Rückrunde in der Bundesliga überhaupt nicht mehr. Beide werden sich an die neue Rolle, für die Mannschaft in der Verantwortung zu stehen, noch gewöhnen müssen. Beiden kann dieses sicherlich gelingen -ĂŠaber wohl erst nach einer gewissen Anlaufzeit.
Überdies sieht sich Rau sofort in den Konkurrenzkampf mit Markus Schuler verwickelt. Der linke Außenverteidigerposten ist damit für Arminiaverhältnisse geradezu luxuriös besetzt. Möglicherweise findet Rau seine Arminiarolle auch im linken Mittelfeld, so dass er mit Schuler dann ein aktives linkes Pärchen bilden könnte.
In der Mitte soll Heiko Westermann nicht nur wegen seiner 1,90 m Körpergröße eine überragende Rolle spielen. Der 22 Jahre alte ehemalige U 21-Nationalspieler wird vom Trainer wegen seiner forschen Herangehensweise an das Thema Bundesliga gelobt »Er wird seinen Weg machen«, ist sich von Heesen sicher. Gleiches gilt für den jungen Schweizer Christian Schwegler, der allerdings erst am gesetzten Korzynietz vorbei muss.
Fazit: Das Prunkstück hat vorerst an Glanz verloren. Um es zu polieren, muss auf dem Transfermarkt nachgelegt werden. Ohne Petr Gabriel macht derzeit die Viererkette nicht den Eindruck, als könne die Saison morgen bereits los gehen. AUSBAUFÄHIG

Artikel vom 26.07.2005