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Bielefeld hat ausgereizt

Skatverband von Januar 2006 an in Altenburg

Von Dietmar Kemper
und Carsten Borgmeier (Foto)
Bielefeld (WB). Der Deutsche Skatverband (DSKV) legt in Bielefeld das Blatt aus der Hand. Die Geschäftsstelle wird nach Altenburg verlegt.

»Die Mitarbeiter in Bielefeld werden die Tätigkeit für den Deutschen Skatverband aufgeben«, sagte der Geschäftsführer des Verbandes, Wilfried Hoberg, gestern dieser Zeitung. Neben ihm kümmern sich in Ostwestfalen zwei Halbtagskräfte und ein Rentner, der den Artikelversand betreut, um Ass, Bube und König. Vom 1. Januar 2006 wird der Sitz des DSKV offiziell in Altenburg in Ostthüringen sein. Der Geschäftsführer bleibt aber ein Ostwestfale. Hoberg, der seit 40 Jahren Karten drischt, wird bis Ende 2007 von seinem Wohnort Vlotho (Kreis Herford) aus den Verband lenken.
Ein halbes Jahrhundert lang schauten die Skatfreunde nach Bielefeld. Dort war der DSKV nach Ende des Zweiten Weltkriegs deshalb gegründet worden, weil mehrere Vorstandsmitglieder wie Johannes Fabian im Raum Bielefeld lebten. »Das war reiner Zufall«, weiß Hoberg. Bei der Entscheidung für den Umzug nach Altenburg, der bei einem Kongress Ende 2002 eingeleitet wurde, sei der »Traditionsgedanke« entscheidend gewesen, erklärte der 64-Jährige. Historisch gesehen bilde die Kleinstadt den Ausgangspunkt der Skatbewegung in Deutschland. Dort entstand 1896 der Skatverband, das Deutsche Skatgericht regelt seit 1927 Streitfälle.
Skatmuseum, -brunnen und -schule weisen Altenburg darüber hinaus als Keimzelle des geselligen Sports aus, dem in Deutschland etwa zwei Millionen Menschen frönen. In den 2000 Vereinen seien 34 000 Mitglieder mit Begeisterung bei der Sache, sagte Hoberg. Die Karten, mit denen sie spielen, kommen übrigens auch aus Altenburg: Deutschlands einzige Fabrik fürs Reizen und Ramschen stellt jedes Jahr 10 Millionen Skatblätter her.
Sorgen bereiten Hoberg und seinen Mitstreitern die PC-Spiele: »Skatsoftware hält Menschen davon ab, in die Vereine zu gehen. Es ist ohnehin schwer, Nachwuchs für den Sport zu finden.« Trotz aller Probleme hat sich der Umstand, dass der Sitz des Verbandes 50 Jahre lang in Bielefeld angesiedelt war, gelohnt. Nordrhein-Westfalen avancierte zum zweitgrößten Landesverband.

Artikel vom 26.07.2005