26.07.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Die Reifen sind schuld«

Michael Schumacher beendet Diplomatenlaufbahn

Hockenheim (dpa). Michael Schumacher hat im Titelrennen resigniert und Ferrari-Partner Bridgestone als Hauptschuldigen für das ständige Hinterherfahren angeprangert.

»Sicherlich ist unser Hauptproblem im Reifenbereich zu suchen«, grantelte der siebenmalige Formel-1-Weltmeister nach der erneuten Vorführung durch Renault und McLaren-Mercedes auf dem Hockenheimring. Am Sonntag droht beim Großen Preis von Ungarn die nächste Schlappe.
Jean Todt drückte sich etwas diplomatischer aus: »Wir müssen versuchen, uns aus dieser Lage zu befreien, indem wir mit unseren Freunden von Bridgestone zusammenarbeiten.« Der Ferrari-Teamchef sprach angesichts der Aussichtslosigkeit, auch nur in die Nähe der in dieser Saison dominierenden silbernen und blauen Konkurrenten zu rücken, von der schwierigsten Periode für die Scuderia seit langem. Primär liegt dies am japanischen Reifenpartner, der seine Probleme einfach nicht in den Griff bekommt.
Selbst in den größten Krisen hatte Schumacher die Schuldigen früher mit Kritik verschont und stets den Teamgedanken hervorgehoben. Nach seinem fünften Platz beim Großen Preis von Deutschland platzte dem »Diplomaten« jedoch der Kragen. »Wir sind schlichtweg nicht konkurrenzfähig. Das liegt nicht am Top-Speed - man muss das Auto auch schnell genug um die Kurven kriegen«, verwies der Ferrari-Star auf den unzureichenden Grip seiner Reifen. Ohne ausreichende Haftung konnte er das Tempo des Spitzenduos Kimi Räikkönen und Fernando Alonso nicht mitgehen und später die Attacken seiner Verfolger nicht abwehren.
In Budapest sieht Schumacher seine einzige Chance auf ein Erfolgserlebnis in einem Zufallstreffer. »Es kann immer mal ein Imola-Wochenende dazwischen kommen. Warum es da so gut gelaufen ist, wissen wahrscheinlich die wenigsten, weder die Konkurrenz noch wir«, rätselte er angesichts des Stillstands bei der Scuderia nachträglich über seinen zweiten Rang beim San-Marino-Grand-Prix Ende April. Frustriert griff er zu Durchhalteparolen: »Ich werde alles versuchen, um in Ungarn besser abzuschneiden.«
Angesichts von 40 Punkten Rückstand auf Hockenheim-Sieger Alonso bei sieben ausstehenden Rennen ist die Wachablösung nur noch Formsache. Da auch der 36 Zähler zurückliegende Räikkönen wegen regelmäßiger technischer Defekte kaum noch ein ernsthafter Konkurrent ist, steht der Spanier vor seinem ersten WM-Triumph. Läuft weiterhin alles so perfekt für Alonso, könnte er sich schon bei der Türkei-Premiere am 21. August zum jüngsten Champion der Grand-Prix-Geschichte krönen.

Artikel vom 26.07.2005