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Die Großstadt
Bielefeld soll
sauber werden

Ordnungsamt kontrolliert schärfer

Von Jens Heinze und
Carsten Borgmeier (Foto)
Bielefeld (WB). Die Großstadt Bielefeld soll sauber werden. Das achtlose Wegwerfen von Zigarettenkippen, Lebensmittel- oder Verpackungsresten auf der Straße, Zechgelage an beliebten und belebten öffentlichen Orten wie Bürgerpark oder Stadthalle wollen Mitarbeiter des Ordnungsamtes künftig konsequent ahnden. Im Klartext: Wer sich in der Öffentlichkeit daneben benimmt, der zahlt eine Strafe oder landet sogar in der Zelle des Polizeigewahrsams.

Die so genannte Bielefelder Benimmfibel, die seit August 2003 geltende Verordnung zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung, gibt dem Ordnungsamt das Recht dazu. In elf Paragraphen ist geregelt, wie in der Großstadt das öffentliche Miteinander funktionieren soll. Dass dieses auch weitgehend so geschieht, dafür sollen nun verstärkt die acht Ordnungsamts-Mitarbeiter von der Stadtwache am Niederwall und ihre zwölf Kollegen des zentralen Außen- und Vollzugsdienstes sorgen.
»Wir haben jahrelang mit den Leuten gesprochen, aber eine Verhaltensänderung ist nicht feststellbar. Und irgendwann ist dann mal Schluss mit den Ansprachen«, begründet Karl-Heinz Schellong (55), Leiter der Abteilung Außendienste des Ordnungsamtes, Sinn und Zweck des härteren Durchgreifens. Außerdem, so weiß Stadtwachen-Teamleiterin Christiane Müller (39) von ihrer Arbeit auf Bielefelds Straßen zu berichten, hätten sich Trinker- und Drogenszene in der Stadt verändert. Die allgemeine wirtschaftliche Lage in der Republik mit steigender Arbeitslosigkeit spiegele sich jeden Tag zwischen Jöllenbeck und Senne wieder. Besonders jetzt zur Sommerzeit würden öffentliche Zechgelage wieder zunehmen. Teamleiterin Müller: »Im Bürger- und Ravensberger Park oder an der Stadt- und Kunsthalle sitzt nicht mehr nur der typische pöbelnde Alkoholiker, sondern es gesellen sich zunehmend "normale Leute" dazu. So etwas hat es früher in der Stadt nicht gegeben.«
Dass Trinker- und Drogenszene beliebte öffentliche Grünzüge oder zentrale Punkte wie den Bereich Stadthalle/Hauptbahnhof auf Dauer fest übernehmen, gilt es nach den Worten von Ordnungsamts-Abteilungsleiter Schellong zu verhindern: »Es ist gewollt, dass öffentliche Parkanlagen von allen Bürgern genutzt werden. Gewisse Randgruppen versuchen aber eine Verdrängung. Erst sind Müll und Dreck da und später ist es keiner gewesen. Das kann es nicht sein.«
Wer sich in der Öffentlichkeit daneben benimmt und vom Ordnungsamt erwischt wird, der muss bereits bei der ersten Ahndungsstufe, der mündlichen Verwarnung, seine Personalien angeben. Fällt der- oder diejenige ein zweites Mal auf, folgt ein Verwarngeld (siehe nebenstehenden Artikel »So wird zur Kasse gebeten«). Besonders harte Sanktionen, kündigt Abteilungsleiter Schellong an, würden gegen organisierte Bettlerbanden aus Osteuropa und gegen Teilnehmer von Trinkgelagen auf Kinderspielplätzen verhängt: »Da verstehen wir gar keinen Spaß!«

Artikel vom 27.07.2005