28.07.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Studie der Nürnberger Arbeitsmarktforscher

Gleichung mit Unbekannten


Die Prognosen von Wirtschaftsinstituten haben ungefähr den gleichen Wahrheitsgehalt wie die Voraussagen der Meteorologen.
Das hat bei den Ökonomen unter anderem den Grund, das sie notgedrungen vom Ist-Zustand ausgehen. Sie verlängern Entwicklungslinien aus der Vergangenheit in die Zukunft, angereichert mit Daten aus der Bevölkerungsstatistik und vielleicht mit der einen oder anderen Variablen, die durch Entscheidungen von Politikern, Unternehmern oder Verbrauchern beeinflusst werden.
Phantasie, die darüber hinaus geht, können sich die Wissenschaftler nicht leisten. Ihre Gleichungen, mit denen sie rechnen, vertragen so viele Unbekannte nicht. Zudem lässt sich weder das »Prinzip Hoffnung« noch etwa der vom früheren Bundespräsidenten Roman Herzog beschworene »Ruck«Êin Zahlen fassen. Noch weniger kann irgendjemand Ereignisse wie den 11. September voraussagen, geschweige denn seine Folgen berechnen.
50 Prozent allen Wirtschaftens ist Psychologie. 50 Prozent mindestens beträgt die Fehlerquote bei Prognosen. Doch auch wenn Wirtschaftsinstitute und Meteorologen sich noch so oft täuschen, so mindert dies nicht das große Interesse, mit der die Menschen ihre Voraussagen und vor allem ihre Warnungen studieren.
Schließlich ist es besser, den Regenschirm einzupacken, auch wenn er dann gar nicht gebraucht wird, als völlig durchnässt am Ziel anzukommen. Bernhard Hertlein

Artikel vom 28.07.2005