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Armstrongs
siebter Streich


Welch ein Abschied von der Tour. Die 92. Auflage stand noch mehr im Zeichen Lance Armstrongs als die zuvor. Es fehlte nicht viel, ein paar Sekunden nur beim Auftaktzeitfahren, und »der Vater aller Tour-Champions« hätte vom ersten bis zum letzten Tag das Gelbe Trikot getragen - Êwenn er es gewollt hätte.
Denn rund ums Rad geschah in Frankreich nichts ohne seinen Segen: Armstrongs Equipe gewann genau jene Etappen, die sie gewinnen wollte -Êdas Mannschaftszeitfahren im Flachen, die schwerste in den Pyrenäen, die längste durchs Zentralmassiv, und dann zeigte der Chef am Samstag beim Einzelzeitfahren, wer die schnellsten Beine hat. Lance Armstrong, immer wieder kritisch beäugt, war der (über)-mächtige Patron im Peloton.
Ob der siebte Erfolg in Serie ein Rekord für die Ewigkeit ist, wird sich zeigen. Die Geschichte des Speichenspektakels hat gezeigt, dass dem Ende einer Ära stets der Beginn einer neuen gefolgt ist. Irgendwann wird es wieder einen wie Armstrong gegen - so wie es einen neuen Anquetil, einen Merckx-Nachfolger, einen zweiten Hinault oder einen anderen Indurain gegeben hat.
Doch bevor ein neuer Champion regiert, können erst einmal viele gewinnen: Basso bestimmt, Rasmussen vielleicht, möglicherweise auch Mancebo oder Winokurow, als Chef eines eigenen Teams. Auch der verletzt ausgestiegene Valverde oder der fehlende Cunego bringen alles mit. Jan Ullrich, stark im Zeitfahren am Samstag, zählt ebenfalls dazu.
Aber der Deutsche gehört eigentlich bereits zur »Generation Armstrong«: Seine künftigen Konkurrenten sind bis zu zehn Jahre jünger. Das macht den ersehnten Triumph in Frankreich ganz bestimmt nicht einfacher. Vorerst aber dürfen sie sich alle freuen, dass es im nächsten Jahr ohne Armstrong auf Touren geht. Hoffentlich überlegt es sich »der Lenz« bis dahin nicht doch noch mal anders. Ein bisschen Abwechslung könnte die Tour nämlich gut gebrauchen.Hans Peter Tipp

Artikel vom 25.07.2005