25.07.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Knigge« für
Italiens Strand

Betreiber fordern besseres Benehmen

Von Carola Frentzen
Rom (dpa). Alle Jahre wieder der gleiche Anblick: Muskelmänner mit tätowiertem Oberarm spielen lautstark Fußball am Strand, während ihre Freundinnen mit schrillendem Handy und oben ohne einen Aperitif an der Bar nehmen.

Wenn es nach dem italienischen Konsortium der Badeanstalten (Sib) geht, dann ist jetzt endgültig Schluss mit dem schlechten Benehmen an Italiens Stränden. Eine Art »Knigge« für Badegäste hat die Vereinigung deshalb zusammengestellt: »Das Schlimme ist, dass die Leute meinen, sie könnten alles tun was sie wollen - bloß weil sie in den Ferien sind und eine Badehose anhaben«, erklärt Sib-Präsident Riccardo Scarselli den Vorstoß in Sachen »Benimm«.
Jedoch gebe es auch am Meer präzise Verhaltensregeln, »nicht nur des guten Geschmacks, sondern auch der Sicherheit wegen«, fügt er hinzu. Regel Nummer Eins in seinem Brevier: Umziehen sollen sich die Badegäste ausschließlich in den dafür vorgesehenen Kabinen und nicht vor aller Augen neben der Liege. Auch das Aufhängen der Kleider am Innengerüst des Sonnenschirms ist unerwünscht. Regel Nummer Zwei: Die Urlauber sollen auf die Anweisungen der Bademeister hören. Regel Nummer Drei: Laute Klingeltöne der Mobiltelefone und schallende Kofferradios nerven die Strandnachbarn: ausschalten!
Und so geht es munter weiter bei den zehn Strandgeboten: Das Fußball- und Beachball-Spielen zwischen den Handtüchern anderer Badegäste zeugt ebenso wenig von guten Manieren wie das Ausdrücken von Zigaretten im Sand und laut schmatzendes Essen auf der Badeliege. Und: Bei roter Flagge geht man einfach nicht ins Wasser: »Leider respektieren die Badegäste dieses Verbot häufig nicht und bemerken nicht einmal, welcher Gefahr sie nicht nur sich selbst, sondern auch die Bademeister aussetzen«, kritisiert Scarselli.
Auch was die äußere Erscheinung betrifft, haben sich die Zeiten geändert. Laut Nicola Santini, in Italien bekannter Experte in punkto gutes Benehmen, sollten die Damen beim Sonnenbad nicht nur auf grelles Make-up verzichten, sondern auch auf auffälligen Schmuck und starke Parfüms. Für die Männer gilt: Tattoos ja, aber diskret - »Rosen und Delfine auf der Schulter sind nicht schick«.
Ein absolutes »No-No« ist es, barbusig ins Strand-Restaurant einzukehren: Barfuß ja, aber mit T-Shirt und Pareo lautet die Parole von Portofino bis Pantelleria. Wer meint, »der Italiener« sage das nur so, täuscht: In manchen Ferienorten werden Touristen bereits mit Bußgeldern belegt, wenn sie lediglich in Badehose oder Bikini durch die Einkaufsstraßen latschen. Strandkleidung ist Strandkleidung und nicht mehr. Basta!

Artikel vom 25.07.2005