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Pantöffelchen
selbst nähen

Lehrreiches im Freilichtmuseum

Detmold (WB). Das Westfälische Freilichtmuseum Detmold bereitet allen Daheimgebliebenen an diesem Wochenende interessante und lehrreiche Stunden. Samstag und Sonntag können Besucher um 11 und um 15 Uhr probieren, selbst ein »Pantöffelchen« bei der Schuhmacherin zu nähen.
Die Gärten im Freilichtmuseum Detmold orientieren sich an historischen Mustern.

Aber auch Pflanzenfreunde sollten den Weg zum Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe einschlagen. Am Sonntagmorgen um 10 Uhr können Neugierige in den ländlichen Gartenanlagen »Stinkhöllerte« und »Wrangenkrut« entdecken. Für diese 90-minütige Führung bezahlen Interessierte einen Euro. Treffpunkt ist der Eingangspavillon.
Wer sich mehr für Bibeltexte und die Frage, was sie mit dem ländlichen Leben zu tun haben, interessiert, ist am Sonntagnachmittag bei Pfarrer Herbert Grote richtig: Wie man »den Weizen von der Spreu trennen« konnte und was diese Ausdrucksweise bedeuten soll, erläutert er in seinem Rundgang um 14 Uhr. Die Besucher kostet der Ausflug in die Sprachgeschichte außer dem Eintritt ins Museum nichts zusätzlich. Treffpunkt für diese Veranstaltung ist ebenfalls der Eingangspavillon des Freilichtmuseums.
Als ein Höhepunkt zum Saisonstart im Westfälischen Freilichtmuseum Detmold erwies sich die Ausstellung »Häuser und Höfe aus Westfalen. Verschwundene bäuerliche Lebenswelten - Fotografien von Josef Schepers«. Wer sie noch nicht gesehen hat, aber nicht verpassen möchte, muss sich sputen. An diesem Sonntag endet die Ausstellung in der ehemaligen Fasanerie.
Eindrucksvoll zeigt die Auswahl von Fotos aus dem Nachlass des Gründungsdirektors Josef Schepers, wie grundlegend sich die traditionelle agrarische Kulturlandschaft Westfalens seit dem Zweiten Weltkrieg verändert hat: Unzählige Bauernhöfe fielen dem Strukturwandel zum Opfer, die verbliebenen Betriebe stehen unter einem andauernden Modernisierungsdruck. Viele in Jahrhunderten entstandene Gebäude und Hofanlagen wurden und werden abgebrochen oder umgebaut. Die Lebens- und Arbeitswelt westfälischer Bauern hat sich grundlegend gewandelt.
Die Aufnahmen zeigen Hofanlagen und ländliche Gebäude aus Westfalen im Zustand der 1930er bis 1950er Jahre. Zu dieser Zeit fand Josef Schepers noch Bauernhöfe mit strohgedeckten Fachwerkbauten im Schatten großer Hofeichen, auf denen die Zeit scheinbar stehen geblieben war. Somit ermöglichen seine Fotografien seltene Einblicke in längst verschwundene bäuerliche Lebenswelten, die nur noch wenig mit den Agrarfabriken und Butterbergen der Gegenwart zu tun haben. Aus vermeintlicher Idylle wurde ein knallhartes Geschäft.
Das Westfälische Freilichtmuseum Detmold, Landesmuseum für Volkskunde, ist unter der Telefonnummer 05231/706-0 zu erreichen.

Artikel vom 23.07.2005