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Terror trifft den Tourismus

Nach den Anschlägen in Ägypten: 88 Tote - viele Gäste reisen ab

Scharm el Scheich (dpa). Nach den verheerenden Anschlägen im ägyptischen Scharm el Scheich haben die Fahnder in dem Badeort auf der Sinai-Halbinsel 90 Verdächtige festgenommen. Das verlautete gestern aus Sicherheitskreisen.
Angaben über mögliche Verbindungen zu den Drahtziehern des Blutbades, bei dem bis zu 88 Menschen getötet wurden, gab es zunächst nicht. Unter den Toten sind sieben ausländische Touristen. Mehr als 200 wurden verletzt. Das Auswärtige Amt hat keine Hinweise, dass sich Deutsche unter den Toten und Schwerverletzten befinden. Bis gestern waren 350 deutsche Urlauber vorzeitig in die Heimat zurückgekehrt.
Am Frankfurter Flughafen fielen einige der Heimkehrer am späten Samstagabend wartenden Verwandten und Freunden unter Tränen in die Arme. Auch in München stand an der Ankunftshalle manchen der Schrecken noch ins Gesicht geschrieben. Ein Paar aus Berlin war nach eigener Aussage nur durch Zufall dem Inferno entkommen, weil es in ein anderes Hotelzimmer umziehen musste. Das ursprüngliche Zimmer sei bei den Explosionen zerstört worden, berichtete die Frau weinend. Andere warteten gestern auf einen Rückflug. »Das ist doch jetzt kein Urlaub mehr«, sagte eine Frau aus München in Scharm el Scheich.
Gestern morgen räumten Arbeiter an den Anschlagorten Schutt und Scherben weg. Auf dem »Alten Markt«, einem Einkaufszentrum für Touristen in Scharm el Scheich, klaffte ein etwa einen Meter tiefer Bombenkrater. Das teilweise eingestürzte Hotel Ghazala Garden schirmten die Behörden mit einer Sichtsperre aus Planen ab. Dort war in der Nacht zum Samstag ein Selbstmordattentäter mit einem Auto in die Eingangshalle gerast.
Der ägyptische Präsident Husni Mubarak kündigte an, die Verantwortlichen für das Blutbad würden zur Rechenschaft gezogen. »Das wird unsere Entschlossenheit, den Terrorismus zu bekämpfen und auszumerzen, nur bekräftigen«, sagte er beim Besuch der Tatorte.
Bei der bislang verheerendsten Serie von Terroranschlägen in Ägypten waren am frühen Samstagmorgen kurz nach ein Uhr Ortszeit in Scharm el Scheich und dem benachbarten Touristenzentrum Naama Bay fast zeitgleich drei Bomben explodiert.
Gestern wurden noch immer 14 Menschen vermisst.
Die erste Explosion ereignete sich auf dem belebten Basar, als eine Autobombe in die Luft flog. Wenig später raste ein Selbstmordattentäter mit einem Wagen in die Eingangshalle des Ghazala-Garden-Hotels in Naama Bay. Die dritte Bombe explodierte auf einem Parkplatz vor dem »Hard-Rock-Café«. Des Blutbades bezichtigte sich eine angeblich mit dem Terrornetz Al Kaida verbundene Terrorgruppe namens »Brigaden des Märtyrers Abdullah Assam der El-Kaida-Organisation in Groß-Syrien und Ägypten«.
»Wir dürfen im Kampf gegen den internationalen Terrorismus nicht nachlassen«, betonte Bundeskanzler Gerhard Schröder. Papst Benedikt XVI. sagte beim Sonntagsgebet: »Rufen wir den Allmächtigen an, damit er die Hand der Mörder stoppt (...) und ihre Herzen zum Geist der Versöhnung und des Friedens bekehrt.«
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Seite 2: Leitartikel

Artikel vom 25.07.2005