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Kaum Arbeitsplätze bis 2010

Forscher auch bei Senkung der Lohnkosten skeptisch -Ê Der Osten verliert

Von Bernhard Hertlein
Nürnberg (WB). Die Arbeitslosenquote bleibt in Deutschland noch viele Jahre auf einem sehr hohen Niveau. Dies gilt selbst dann, wenn die Lohnnebenkosten in dem bisher von der CDU vorgeschlagenen Ausmaß gesenkt werden.

Einer von dem Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) erstellten Studie zufolge wird sich die Zahl der Erwerbstätigen bis zum Jahr 2010 bundesweit allenfalls um 200 000 auf 38,89 Millionen erhöhen. Die gestern der Öffentlichkeit vorgestellte Prognose fußt nach Aussage des Arbeitsmarktforschers Gerd Zika auf der Annahme, dass die Rahmenbedingungen bis dahin nicht verändert werden.
Innerhalb Deutschlands sehen die Forscher den Osten als eindeutigen Verlierer. Die Zahl der Arbeitsplätze werde dort von derzeit 7,4 auf 6,8 Millionen im Jahr 2010 zurückgehen. Bis 2020 scheine in den neuen Bundesländern sogar ein Abbau von einer Million Stellen möglich. Dagegen werde sich die Zahl der Erwerbstätigen im Westen von derzeit 31,6 Millionen über 32,4 Millionen in 2010 auf 33,9 Millionen in 2020 erhöhen.
In einer zweiten Studie hat das der Bundesagentur für Arbeit angeschlossene IAB errechnet, welche positiven Impulse von einer Senkung der Lohnnebenkosten ausgehen. Danach brächte die Reduzierung um einen Prozentpunkt grundsätzlich bis zu 150 000 neue Arbeitsplätze. Bekanntlich wollen CDU und CSU die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung um zwei Prozentpunkte senken.
Allerdings, so warnt Zika, sei die Berechnung abhängig von der Art der Finanzierung. Die meisten Jobs brächte die Bezahlung durch eine Kopfpauschale. Die von CDU-Chefin Angela Merkel geplante Mehrwertsteuererhöhung werde dagegen den Konsum bremsen und so wieder Stellen kosten.
Die unterschiedlichen Modelle des IAB gehen in diesem Fall noch von einem Anstieg um netto 90 000 bis 100 000 Arbeitsplätze je Prozentpunkt bei den Lohnnebenkosten aus. Voraussetzung sei aber, dass Arbeitnehmer den Rückgang der Lohnnebenkosten nicht zu überhöhten Lohnforderungen nutzen.
Die Zahl derer, die einen Job suchen, wird aufgrund der Bevölkerungsentwicklung bis 2008 leicht um 70 000 steigen. Danach wird ein Rückgang bis 2020 um etwa 1,6 Millionen erwartet.
Für die Zeit von 2010 an entwickelt das IAB einen größeren Optimismus und sagt eine deutliche Zunahme des Stellenangebots in Deutschland voraus. Bis 2020 werde die Zahl der Erwerbstätigen im Vergleich zum jetzigen Stand um 1,3 auf 40,3 Millionen steigen. Wirtschaft: Hintergrund
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Artikel vom 28.07.2005