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»Bechterewler«
brauchen Bewegung

Komplizierte Diagnose: Morbus Bechterew

Bielefeld (WB/eg). »Sie haben Morbus Bechterew«, was bedeutet diese Diagnose für den Patienten? Aufklärung hat sich die Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew e. V., eine Selbsthilfegemeinschaft der Morbus-Bechterew-Kranken, auf die Fahnen geschrieben.
Morbus Bechterew ist eine chronische rheumatische Erkrankung, die über entzündliche Prozesse zu einer knöchernen Versteifung der Wirbelsäule führen kann. Bis ein Rheumatologe eine gesicherte Diagnose treffen kann, können Jahre vergehen, denn die Beschwerden sind im Anfangsstadium meist unspezifisch. Charakteristisch sind tiefsitzende Rückenschmerzen, die mit einer Bewegungseinschränkung in der Lendenwirbelsäule und Ausstrahlung in die Oberschenkel einhergehen können. Die Beschwerden dauern länger als drei Monate an. Vor allem am frühen Morgen treten die Schmerzen auf, denn im Ruhezustand - also besonders während der Nachtruhe - tritt eine Verschlimmerung ein. Linderung dagegen verschafft Bewegung. Neben diesen Erst-Symptomen, kann es zu einer unsymmetrischen Entzündung einzelner Gelenke, Fersenschmerzen oder einer Regenbogenhautentzündung im Auge kommen, darauf weist die Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew e. V. hin.
Die Feststellung des Erbmerkmals HLA-B27 ist kein eindeutiger Beweis für Morbus Bechterew. Das Fehlen jedoch auch nicht für GegenteiligesÉ Der Befund kann lediglich als zusätzlicher Anhaltspunkt dienen, ob Morbus Bechterew unwahrscheinlich ist oder nicht. Die Diagnose ist demnach nicht einfach. Hinzu kommt, dass die Erkrankung bei jedem Patienten individuell verläuft. Bei dem einen sind die Entzündungsschmerzen vorherrschend, der andere leidet unter der Versteifung. Bei einigen verläuft die Krankheit aggressiv, bei anderen so schleichend, dass sie nie eindeutig diagnostiziert wird.
Entzündungsschübe und Phasen der Besserung wechseln sich ab, die Wirbelsäule versteift und die Verformung derselben schreitet fort. Wichtig für Betroffene ist: Das Ausmaß der Behinderung lässt sich durch gezielte Therapie und das eigene Verhalten entscheidend beeinflussen. »Neun von zehn Morbus Bechterew-Patienten sind auch nach langer Krankheitsdauer nicht von fremder Hilfe abhängig«, will die DVMB Betroffenen, die mit der Diagnose konfrontiert werden, Mut machen. »In seltenen Fällen sind im Spätstadium orthopädische Operationen notwendig, um zum Beispiel ein Hüftgelenk wieder beweglich zu machen, eine stark gekrümmte Wirbelsäule so aufzurichten, dass der Patient wieder geradeaus sehen kann, oder um einen Wirbelbruch zu stabilisieren.« Heilbar ist die Bechterewsche Krankheit nicht, das wesentliche Merkmal der Therapie ist die regelmäßige Krankengymnastik, die täglich und konsequent absolviert werden muss. In vielen Städten und Gemeinden bietet die DVMB Therapiegruppen unter fachlicher Anleitung an.

Weitere Informationen gibt es bei der Deutschen Vereinigung Morbus Bechterew e.V., (09721) 22033, E-Mail: DVMB@bechterew.de, und
http://www.bechterew.de

Artikel vom 12.08.2005