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Das lange Warten zweier Künstler

Die Maler Bernhard Heisig und Willi Sitte wurden »zusammengeführt«

Von Petra Buch
Halle (dpa). Die Überraschung war perfekt: In der Galerie des Kunstvereins stand Bernhard Heisig (80) plötzlich Willi Sitte (84) gegenüber.
Ende einer Funkstille: Bernhard Heise (80, li.) und Willi Sitte (84) sitzen vor dem Heisig-Gemälde »Der Tod des weißen Clowns«.Foto: dpa
Es war das erste Treffen der beiden Maler, die zu den bekanntesten ostdeutschen Künstlern gehören, seit Jahren herrschte Funkstille. »Seit fünf Uhr habe ich auf dich gewartet«, rief Sitte seinem Kollegen Heisig entgegen, der wie er auf zwei Geh-Hilfen angewiesen ist. »Auf was wartest du«, fragte Heisig verdutzt nach. Worauf Sitte erwiderte: »Na, auf dich«.
Der in Halle lebende Sitte war zur Eröffnung der Heisig-Ausstellung vom Kunstverein eingeladen worden, ohne dass Heisig davon wusste. Nur wenige waren eingeweiht worden. Heisig und seine Ehefrau Gudrun Brüne hatten keine Ahnung, als sie sich Stunden zuvor von ihrem Heimatort Strodehne in Brandenburg auf den Weg nach Sachsen-Anhalt machten, um bei der Eröffnung der Ausstellung »Bilder einer Sammlung« aus Anlass von Heisigs 80. Geburtstag dabei zu sein. Der Maler hatte 1977 zusammen mit Wolfgang Mattheuer (1927-2004), Werner Tübke (1929-2004) und Willi Sitte an der »documenta 6« in Kassel die DDR vertreten.
Kritiker warfen Sitte nach der Wende vor allem die Nähe zu den Oberen der SED-Partei- und Staatsführung vor. Auch über Heisig, der 1986 ein Porträt Ex-Kanzlers Helmut Schmidt gemalt hatte, war in dem Zusammenhang nach der Wende diskutiert worden. Zwischen 1974 und 1988 war er Vizepräsident des Verbandes Bildender Künstler der DDR. Sitte war in dieser Zeit der Präsident und saß zeitweilig in der Kulturkommission des Zentralkomitees der SED. Heisig gab 1989 zwei ihm verliehene Nationalpreise der DDR aus Protest gegen Machtmissbrauch und Korruption in der SED-Führung zurück.
Die Ausstellung zeigt Werke Heisigs seit den 60er Jahren. Die 30 Grafiken und 25 Gemälde stammen aus der Privatsammlung einer Familie aus dem Rheinland, die einst in Halle ansässig war und anonym bleiben will. Die Schau ist bis zum 11. September zu sehen.

Artikel vom 23.07.2005