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Müde Arminen von Ajax sauber geputzt

Lehrstunde für den Bundesligisten aus Bielefeld: Amsterdam gewinnt ganz locker 4:0

Von Werner Jöstingmeyer
Bielefeld (WB). Ausgerechnet zum Stadienfest anlässlich des 100. Geburtstages gingen die Arminen auf dem Zahnfleisch. 14 Tage vor dem Saisonauftakt in Bremen kassierten die Bielefelder eine deftige 0:4-Schlappe gegen den niederländischen Nobelklub Ajax Amsterdam. Es gab zwar keine Pfiffe der 10 500 Zuschauer in der SchücoArena, doch ein wenig irritiert waren die DSC-Fans zweifellos.

»Die Talsohle ist erreicht. Da tut jeder Schritt weh«, erklärte Trainer Thomas von Heesen die Nachwirkungen des bisherigen kräfteraubenden und knochenharten Vorbereitungsprogramms. Entsprechend lief gegen den vielfachen niederländischen Meister und viermaligen Champions League-Sieger herzlich wenig zusammen. »Ajax war an diesem Tag gleich zwei Nummern zu groß für uns«, stellte Arminias Coach fest.
Dass dieses Freundschaftsspiel kein Maßstab für das zukünftige Auftreten und Abschneiden des Bielefelder Bundesligisten sein konnte, sah auch Kapitän Mathias Hain: »Ajax ist eine absolute europäische Spitzenmannschaft. Wir waren dagegen einfach nur müde.« Als Ausrede für den »Sommer-Kick« wollte der Schlussmann diese Feststellung allerdings nicht gelten lassen. Sein Fazit der mageren 90 Minuten: »Ajax war nicht nur eine, sondern zwei Nummern zu groß. Um diesem Team in etwa Paroli bieten zu können, hätten wir schon in körperlicher Topverfassung antreten müssen.« Auch in einem weiteren gravierenden Punkt war sich Hain mit von Heesen einig: »Ajax war ein guter Lehrmeister. Doch diese Niederlage wirft uns nicht um.«
Mit Korzynietz, Westermann, Kobylik, Zuma und Krupnikovic standen gleich fünf »Neue« in der Startformation. Bäume rissen sie aber ebenso wenig aus wie ihre etablierten Kollegen. Es gab zwar einige gute Ansätze über die Flügel, aber insgesamt fehlte die Harmonie, um den prominenten Gegner aus dem Nachbarland in Verlegenheit zu bringen. Typisch für Arminias Offensive, dass David Kobylik erst nach einer halben Stunde erstmals das Ajax-Tor anvisierte, aber das Ziel nicht traf.
Die Zielstrebigkeit ließen die Niederländer zumindest bis zur Halbzeitpause ebenfalls vermissen. Dafür gefielen sich mit einem gepflegten Passspiel und vielen gekonnten Ballstafetten. »Die Jungs sind derzeit einfach spritziger, weil sie auch völlig anders trainieren als deutsche Klubs«, meinte Arminias Sport-Geschäftsführer Reinhard Saftig. Und er verwies auf die individuelle Klasse des eingewechselten Markus Rosenberg: »Für den hat Ajax fünf Millionen Euro Ablöse gezahlt.«
Das Amsterdamer Führungstor fiel buchstäblich aus heiterem Himmel. Nachdem Borges nach Westermanns Stellungsfehler den griechischen Europameister Angelos Charisteas nur am Trikot festhalten konnte, zirkelte Wesley Sneijder den fälligen und blitzschnell ausgeführten Freistoß aus gut 20 Metern über die Mauer.
Hain blieb dabei ebenso ohne Abwehrchance wie beim 0:2 durch Nationalspieler Ryan Babel, der vor seinem plazierten Flachschuss ins lange Eck Bernd Korzynietz düpiert hatte. »Zwei individuelle Fehler, die zukünftig nicht passieren dürfen«, waren sich alle Arminen einig.
Nach dem Seitenwechsel erhöhten Rosenberg und Heitinga leicht und locker auf 0:4. »Dieses Ergebnis ist trotz unserer enormen Trainingsbelastung eindeutig zu hoch«, urteilte Thomas von Heesen und erkannte: »In vielen Situationen waren wir einfach zu nervös und überhastet.« Das abschließende Resümee des Bielefelder Trainers: »Wenn man gegen Ajax spielt, muss man damit rechnen, dass man eine Lehrstunde erhält.«
Arminia: Hain - Korzynietz, Westermann, Borges, Schuler (46. Rau) - Dammeier (46. Porcello), Fink - Zuma, Krupnikovic (46. Boakye), Kobylik (60. Pinto) - Vata
Amsterdam: Vonk - Heitinga, Maduro (46. Emanuelson), Grygera, Lindenbergh - de Jong (46. Mitea), Galasek - de Ridder (70. de Mul), Sneijder, Babel (46. Boukhari) - Charisteas (46. Rosenberg)
Tore: 0:1 Sneijder (26.), 0:2 Babel (35.), 0:3 Rosenberg (55.), 0:4 Heitinga (80.)
Zuschauer: 10 500

Artikel vom 25.07.2005