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Ludewig liebäugelt mit dem Magenta-Dress

38. in der Gesamtwertung: Steinhagener wiederholt Tour-Platzierung von 2003

Aus Frankreich berichtet Sören Voss
Paris (WB). Zum dritten Mal am Start, zum dritten Mal das Ziel in Paris erreicht. Mit couragierten Auftritten und Rang 38 in der Endabrechnung hat Radprofi Jörg Ludewig (Domina Vacanze) die Tour de France einmal mehr erfolgreich genutzt, um auf sich aufmerksam zu machen. Jetzt liebäugelt der Steinhagener sogar mit einem Wechsel zum Magenta-Team.

»Zunächst bin ich froh, dass die Tour endlich vorbei ist«, freute sich Ludewig, als ihn auf den Champs-Elysees seine Freunde und Eltern im Empfang nahmen. Seine persönliche Bilanz der dreiwöchigen Strapazen: »Für mich ist es so gut gelaufen wie noch nie. Ich habe für meine Verhältnisse in den Bergen ordentlich mitgehalten, außerdem einmal lange in einer Ausreißergruppe Tempo gemacht und mich zeigen können.«
Ärgerlich: Ausgerechnet Mannschaftskollege Maxim Iglinsky verhinderte beim Zeitfahren, dass der 29-Jährige seine Tourplatzierung von 2003 (38.) noch verbesserte. Der Neuprofi schnappte Ludewig den 37. Rang auf der vorletzten Etappe in einem bizarren Duell vor der Nase weg. Die teaminternen Konkurrenten hatten sich nur 30 Zentimeter voneinander entfernt warm gefahren und dabei weder Wort noch Blick gewechselt.
Der hochmotivierte Steinhagener gab bereits »auf der Rolle« richtig Gas. Bloß keine Schwäche zeigen. Keine Geste deutete auf die schweren Beine hin. Der Gegner weiß ja nicht, »dass der Puls nach den drei Tour-Wochen nur noch auf 160 (statt sonst 190) kommt.« Statt dessen signalisierte Ludewig mit einem Piratenkopftuch seine Angriffslust.
Doch alle Psychotricks halfen nichts: Im Ziel fehlten dem Ostwestfalen 42 Sekunden zu einer bessere Platzierung. »Glückwunsch an Maxim, er war der Bessere«, gratulierte der Steinhagener artig dem 24-jährigen Kasachen, der ihm den Rang des Teambesten »abgelaufen« hatte.
Mit dem gesamten Mannschaftsergebnis bei der Tour de France kann Ludewigs Team allerdings keinesfalls zufrieden sein. Domina Vacanze kam nicht ein einziges Mal für einen Etappensieg in Frage. Der Sportliche Leiter, Gianluigi Stanga, reiste bereits Mitte der Rundfahrt ab. Insgesamt kam kein Teamgeist auf.
Jörg Ludewig will seine Konsequenzen ziehen, zumal sich das Team mit der Verpflichtung von Sprinterstar Alessandro Petacchi anders orientiert. Auch Erik Zabel soll nach den Plänen des Managements nach Italien kommen. Ludewig: »Es deutet alles darauf hin, dass ich die Mannschaft schon wieder verlasse.« Nach nur einer Saison wird er höchstwahrscheinlich in 2006 wieder eine andere Trikotfarbe tragen.
»Drei Eisen sind im Feuer«, sagt der Steinhagener. Das Magenta des T-Mobile-Teams leuchtet derzeit am auffälligsten. Ludewig, der während der Tour de France nicht nur für Gesprächsstoff sorgte, sondern mit T-Mobile-Teamchef Olaf Ludwig auch Gespräche führte, sagte: »Wenn es wie gewünscht läuft, habe ich schon am nächsten Wochenende Gewissheit.«
l Jörg Ludewig, der drittbeste deutsche Fahrer in Frankreich, wird nach seiner erfolgreichen dritten Tourteilnahme heute bereits in seiner Heimat erwartet. Im Rathaus von Steinhagen wird er um 16 Uhr gebührend empfangen.

Artikel vom 25.07.2005