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Männermode wird knallig bunt

Messe »B in Berlin« lässt Vorfreude auf den Sommer 2006 aufkommen

Von Bernhard Hertlein
Berlin (WB). Draußen, vor den Messehallen unter dem Berliner Funkturm, regnet es Bindfäden. Doch drinnen genießen die Besucher der »B in Berlin« an diesem Freitag die Vorfreude auf den Modesommer 2006. Korb- und Liegestühle, viel Sand und dekorative Sonnenschirme bilden das richtige Ambiente für die Strandfarben, die die Frau und vor allem der Mann 2006 tragen wird.

Die Männer treiben es, folgen sie den Ideen der Modeschöpfer, im nächsten Sommer noch bunter als 2005. Seidensticker (Bielefeld) bevorzugt Aquafarben wie Blau, Türkis und ein helles Grün. Auch Rosa und selbst ein knalliges Pink kommt bei den Hemden stark in Mode. Firmenchef Oliver Seidensticker macht es auf der »B in Berlin« selbst in noch etwas dezenter Form vor.
Wer es knalliger mag als am Strand, holt sich seine Ideen wie Brax (Herford) im australischen »Outback«. Besonders Orange, politisch in der Ukraine und in Israel durch ganz unterschiedliche Gruppen zu Ehren gekommen, behauptet sich auch in der Männermode - manchmal etwas abgemildert in Mandarin, manchmal aber auch in die satten Farben eines Sonnenuntergangs in der Wüste übergehend.
Der Mann von gehobener Stellung gleicht die Farbigkeit nach Ansicht von Klaus Brinkmann, Herforder Unternehmer (Bugatti) und Sprecher der deutschen Bekleidungsindustrie, dadurch aus, dass er das knallige Hemd mit einer zurückhaltenderen Hose und Jacke mixt - »oder umgekehrt«. Die Stoffe werden noch leichter, bequemer und fließender. Die Hemden kombinieren gern bunte Stoffe mit einem weißen Kragen - oder umgekehrt.
Die Farbigkeit der Mode spiegelt nach Aussage Brinkmanns einen zunehmenden Optimismus bei Herstellern und Händlern wider. Grundlage seien der politische Wechsel in NRW und die bevorstehende Bundestagswahl, außerdem das weit gut laufende Exportgeschäft und »ein bisschen auch der Fußball«. Brinkmann: »Die Menschen sind die vielen Hiobsbotschaften der vergangenen 18 Monate leid und dankbar für jede gute Nachricht.«
Die meisten Aussteller auf der »B in Berlin« werten es als positiv, dass die Männermode in der Hauptstadt nach dem Abstieg Kölns und der vorübergehenden Heimat an der Seite der Damenoberbekleidung in Düsseldorf eine neue Heimat gefunden hat. Brinkmann: »Die Herrenbekleidung ist in Berlin kompetent vertreten.« Er räumt aber ein, dass der Abschied von Ahlers (Herford), die diesmal nur in Düsseldorf ausstellen, schmerze.
Hinzugekommen ist bei den Ausstellern Daniel Hechter. Markus Teriete, Manager der Lübbecker Hucke AG, glaubt trotzdem: »Berlin ist der richtige Laufsteg für Männermode.« Eine Ausnahme bildet die obere Spitze (Beispiel Windsor), die auf der »Munich Fashion Fair« ausstellt. Kritikpunkt an Berlin: Es fehlen noch die ausländischen Einkäufer.
Michael Meyer zu Erpen, geschäftsführender Gesellschafter von Wellington (Bielefeld), bedauert außerdem, dass sich Berlin drei Modemessen gleichzeitig an unterschiedlichen Plätzen leistet - neben der »B in Berlin« auch die »Bread & Butter« in Spandau für Trend-Denim und Streetwear sowie die »Premium Exhibitions« am Potsdamer Platz für Avantgarde- und Designermode.

Artikel vom 23.07.2005