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Brauen von Brunnen getrennt

Dr. Oetker verkauft ostdeutsche Mineralbrunnen und »Vita Cola«

Von Bernhard Hertlein
Bielefeld/Dortmund (WB). Die Dr. Oetker-Gruppe lässt sich ihre Bierstrategie nicht verwässern. Das vor eineinhalb Jahren übernommene Dortmunder Getränkeunternehmen Brau und Brunnen trennt sich von mehreren Mineralbrunnen in den neuen Bundesländern sowie von »Vita Cola«.

Als ehemalige DDR-Marke genießt »Vita Cola« in ihrer Heimatregion »Kultstatus«. Hansa Rostock, bis zum Abstieg am Ende der vergangenen Saison einziger Ost-Verein in der Fußball-Bundesliga, hat für das coffeinhaltige Getränk sogar auf seinen Trikots geworben.
In den meisten neuen Bundesländern hat Vita Cola einen Marktanteil von knapp 20, in Thüringen sogar von mehr als 40 Prozent. »Thüringen verweist mit stolz darauf, das einzige ÝLandÜ auf der Welt zu sein, in dem nicht eine der beiden großen amerikanischen Colas Platz Eins belegen«, heißt es voller Stolz auf der Internetseite der Marke. 1957 erstmals auf den Markt gebracht, verschwand Vita Cola in der Wendezeit. Der zu Brau und Brunnen gehörende Thüringer Waldquell sorgte Mitte der neunziger Jahre für eine erfolgreiche Wiedergeburt.
Neben »Vita Cola« wechseln die Getränkemarken Thüringer Waldquell, Margon und Glashäger in das Eigentum des neuen Besitzers Hassia-Gruppe. Das Spreequell-Mineralwasser wird das in Bad Vilbel ansässige hessische Familienunternehmen sogleich an Rhönsprudel weiterverkaufen.
Zu Hassia gehören bislang vor allem die Marken Kaiser-Friedrich-Quelle, Luisen, Schlossquelle, Hessenquelle, Bad Vilbeler Urquelle, Lichtenauer, Rosbacher, Wilhelmsthaler und Elisabethen. Hassia, das bisher mit 1000 Mitarbeitern einen Umsatz von 203 Millionen Euro erwirtschaftete, stößt durch den Zukauf an Gerolsteiner vorbei auf Platz 4 unter den Herstellern nichtalkoholischer Getränke in Deutschland vor. Bei Brau und Brunnen sind 400 Mitarbeiter vom Verkauf betroffen; 2003 erreichte der Umsatz der nun verkauften Firmen laut Geschäftsbericht 100 Millionen Euro.
Ulrich Kallmeyer, Chef der Oetker-Biersparte Radeberger, begründete den Verkauf mit der notwendigen Konzentration auf die Biermarken. Dies lasse keinen Platz für die notwendigen Investitionen in die Mineralbrunnen. Oetker werde sich auch noch von der letzten Brau und Brunnen-Mineralwassermarke Sinziger trennen. Nur an der traditionellen eigenen Premiummarke Selters will Oetker weiter festhalten.

Artikel vom 22.07.2005