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Blühende
Industrie
verschwand

Stadtausgrabung

Uslar (dpa). 50 Archäologen aus Europa und Übersee graben in den Ruinen der mittelalterlichen Stadt Nienover. Die um das Jahr 1300 untergegangene Stadt nördlich von Uslar war 1993 von dem Archäologen Hans-Georg Stephan wiederentdeckt worden.

Das Areal wurde zu einem großen Teil bereits freigelegt. Nienover ist nach Ansicht Stephans »eine der bedeutendsten Neuentdeckungen der archäologischen Geländeforschung der letzten Jahre«. Bisher wurden 30 von etwa 100 ehemals mit Holzschindeln gedeckten Lehm-Fachwerkhäusern ausgegraben. Sie sind bis zu 25 Meter lang. Auch einige der gepflasterten Straßen, Nebengebäude und Metallwerkstätten wurden freigelegt. Fundamente der Stadtkirche konnten auf dem mehrere tausend Quadratmeter großen Areal bisher noch nicht gefunden werden.
»Nach den bisherigen Funden können wir bereits davon ausgehen, dass Nienover von einer blühenden Metallindustrie lebte«, berichtet Stephan. Schmelzöfen für Eisen, Kupfer, Zinn, Zink und Bronze wurden bereits freigelegt. Es seien Rüstungen, Lanzen und Schwerter für die Ritter und Glocken für die Kirchen produziert worden. Auch Silberschmuck oder Leuchter wurden hergestellt. Die nahe Weser sei die »Haupthandelsstraße« für schwergewichtige Produkte wie Wagenreifen und -achsen oder Kriegsgut gewesen.
Die bisher gefundenen Silbermünzen beweisen Handelsbeziehungen bis nach England, an die Ostsee und in das Rheinland. Die Stadt sei um 1190 gegründet und um 1270 zerstört worden.

Artikel vom 22.07.2005