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Danone kämpft gegen schwarzen Ritter

PepsiCo strebt feindliche Übernahme an - Frankreich macht Front gegen Pläne des US-Riesen


Von Hans-Hermann Nikolei
Paris (dpa). Wenn die »nationalen Interessen« bedroht sind, kämpft ganz Frankreich wie ein Mann. Jetzt ist es wieder soweit: PepsiCo will Danone schlucken. Französischer Bio-Joghurt und französisches Mineralwasser in der Hand des amerikanischen Cola- und Chips-Konzerns: Das wäre wie ein Ansturm der Barbaren auf die Kulturnation.
Die Reaktion kam prompt. Regierung und Opposition von den Nationalisten bis zu den Kommunisten rufen zur Verteidigung des Konzernriesen auf. Der konservative Bauernbund FNSEA mobilisiert die Milchbauern und die linke Gewerkschaft CGT zieht für den »Schutz der nationalen Lebensmittelversorgung« in den Kampf.
Danone-Chef Franck Riboud hatte wegen des drohenden Angriffs von PepsiCo persönlich bei der Regierung Alarm geschlagen. Er lief offene Türen ein: Spätestens seit dem Nein beim EU-Referendum setzt Paris wieder ganz auf Protektionismus und Schutz heimischer Arbeitsplätze. »Frankreich ist nicht der Wilde Westen«, erklärte Wirtschaftsminister Thierry Breton gestern.
Die Interessen der Beschäftigten und Aktionäre müssten gewahrt werden. Täglich telefoniert Breton mit der PepsiCo-Führung. Das Ziel ist klar: Abschreckung. An diesem Freitag will der US-Konzern angeblich über sein Übernahmeangebot entscheiden.
Etwa 30 Milliarden Euro müsste PepsiCo nach Einschätzung von Analysten für Danone auf den Tisch legen. Es wäre ein lohnendes Investment: PepsiCo will angesichts der Gesundheitswelle von dem Junk-Food-Image weg und hat deshalb bereits Müsli (Quaker Oats) und Säfte (Tropicana) zugekauft. Außerdem will der Multi seine Weltposition gegen Coca-Cola stärken. Danone kommt mit seinen Milchprodukten, Mineralwässern und Babynahrung und seiner starken Marktstellung von China bis Südamerika gerade recht.
Danone scheint eine leichte Beute zu sein: Das Kapital ist breit gestreut und es gibt keinen beherrschenden Großaktionär. Der Konzern ist profitabel und gut aufgestellt.
Auch die Kartellämter dürften schwerlich ein Veto gegen PepsiCo einlegen, weil die Produktpaletten der Konzerne sich nicht überschneiden. Andererseits hat Frankreich mit politischen Drohungen Siemens am Kauf von Alstom und Novartis an der Übernahme von Aventis gehindert.
Danone gehört mit Marken wie Evian, Volvic und Badoit, Lu, Mikado, Gervais und Danone zu den rentabelsten Lebensmittelanbietern. Im vergangenen Jahr wurden mit 89500 Mitarbeitern 13,7 Milliarden Euro umgesetzt. Der Überschuss lag bei 317 Millionen Euro. Der Börsenwert ist mit 24 Milliarden Euro etwa ein Viertel so hoch wie der von PepsiCo.

Artikel vom 22.07.2005