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Von Manfred Matheisen

Bielefelder
Optik

Tue Gutes und sprich . . .


Die Politik macht Ferien. Manch einem Akteur sah man nach dem eher zähen ersten Rathaus-Halbjahr die Erleichterung an, einmal Atem holen zu können.
Spätestens Mitte August geht es wieder los. Zunächst wird die politische Diskussion auch in unserer Stadt von der Bundestagswahl am 18. September beherrscht werden. Erst danach, so ist zu vermuten, rücken Bielefelder Themen wieder in den Vordergrund.
Und dabei wird heftig gestritten werden. Was an und für sich nicht zu bemängeln ist. Die Auseinandersetzung um die Sache gehört schließlich zum Wesen der Demokratie. In Bielefeld aber hat es oft den Anschein, als werde eine negative Grundeinstellung geradezu kultiviert. Ein unbefangener Beobachter könnte durchaus zu der Auffassung gelangen, in dieser Stadt gehe so gut wie nichts mehr.
Deshalb ist es vorteilhaft, den Blick von außen auf die Stadt zu lenken. Dies hat in der vorigen Woche die »Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung« getan. Mit beeindruckendem Ergebnis. Bielefeld bräuchte sich wahrlich nicht zu verstecken, resümiert das Blatt. Im ostwestfälischen Zentrum mache man manches anders als in anderen Kommunen. Bauwillige könnten im Internet den aktuellen Stand ihres Genehmigungsantrages verfolgen, die 100-Millionen-Euro-Investition in die Schulsanierung sei ohne Beispiel, mit der Gründung von Stiftungen stütze man die Theaterrenovierung und den Betrieb der Kunsthalle, die Schaffung der Stelle »Demographische Entwicklungsplanung« sei in dieser Form einzigartig in Deutschland. All dies dokumentiere, dass das ostwestfälische Zentrum die Zukunft fest im Visier habe. Einziger Makel, grummelt die Zeitung, sei die Bielefelder Zurückhaltung nach dem Motto »Tue Gutes und sprich nicht darüber«.
Es wäre nicht das Schlechteste, nähme sich unsere Stadt die sanfte Kritik zu Herzen und würde hier das Glas künftig halbvoll und nicht halbleer gesehen. Denn positives Denken, sagen die Fachleute, setzt enorme Kräfte frei . . .

Artikel vom 23.07.2005