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Betrug mit Billigfleisch

Fünf Millionen Euro Schaden - Staatsanwalt ermittelt

Von Ernst-Wilhelm Pape
Bielefeld/Detmold (WB). Millionen-Betrug in der Fleischbranche: Der Detmolder Unternehmer Christian S. und drei weitere Beschuldigte sollen unter anderem den deutschen Staat, eine Leasingfirma, Versicherungen und eine Fleischfirma um mindestens fünf Millionen Euro geprellt haben.

Den Beschuldigten werden unter anderem Subventionsbetrug, Versicherungsbetrug, Steuerhinterziehung, Insolvenzverschleppung, Bankrottdelikte und Warenkreditbetrug vorgeworfen. Zu den Beschuldigten zählen auch ein Österreicher sowie ein Rechtsanwalt aus Horn-Bad Meinberg (Lippe). Der Österreicher befand sich kurzzeitig im April 2005 in Untersuchungshaft Er soll ein Geständnis abgelegt haben. Die Ermittlungen werden vom Zoll, der Steuerfahndung und der Schwerpunktabteilung für Wirtschaftsstrafsachen der Staatsanwaltschaft Bielefeld geführt. Als Tatzeitraum wird Oktober 2001 bis Frühjahr 2003 angegeben.
Mit Hilfe eines verzweigten Firmengeflechtes soll der Beschuldigte Christian S., der derzeit in Rostock in einer Psychiatrie behandelt wird, große Mengen Fleisch in ehemalige Ostblockstaaten geliefert haben. Die Lieferungen wurden vom deutschen Staat durch sogenannte Hermes-Bürgschaften abgesichert. Die Abnehmer bemängelten, dass der Fleisch angeblich verdorben sei. Die Versicherung zahlte in Millionenhöhe. Das Billigfleisch wurde dennoch verwertet.
Ferner soll der Beschuldigte Subventionen für Fleischlieferungen auf die Philippinen kassiert haben. Das Fleisch wurde jedoch nie geliefert. Außerdem soll Christian S. Lastwagen geleast und in ehemalige Ostblockstaaten geliefert haben. Die Rechnungen der Leasingfirma wurden aber nicht beglichen.
Geschädigt wurde auch ein Fleischlieferant aus dem Rheinland (Bonnfleisch). Der Beschuldigte hatte von der Firma Ware bezogen und weiterveräußert. Er blieb nach Angaben der Staatsanwaltschaft Bielefeld dem Lieferanten aber 800 000 Euro schuldig.
Bereits im Mai 2004 hatte ein russisches Unternehmen Strafanzeige erstattet. Christian S. und einem weiteren Beschuldigten W. wurde vorgeworfen, dass russische Unternehmen durch Täuschung zur Zahlung eines Honorars in Höhe von 23 000 Mark an einen Bielefelder Rechtsanwalt veranlasst zu haben. Damit sollte angeblich die missbräuchliche Nutzung des russischen Firmennamens in Deutschland unterbunden werden. Hierzu soll nach Angaben der Staatsanwaltschaft das Geld aber nicht verwendet worden sein.
Christian S. ist mindestens an vier Firmen beteiligt. Es handelt sich um die D.Z.G Fleisch-Zerlege und Handels GmbH (Detmold), die DFG Detmolder Fleischhandels-GmbH, die Detmolder Fleisch GmbH und CO. KG sowie die Rostocker Fleisch- und Wurstwaren. Für alle drei Detmolder Firmen ist bereits Insolvenz angemeldet worden.

Artikel vom 22.07.2005