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Automaten statt Menschen

116 neue Überweisungsterminals in den Sparkassen

Von Dietmar Kemper
Bielefeld (WB). In den Banken sind immer weniger Mitarbeiter aus Fleisch und Blut. Die Zahl der Geldautomaten in den Sparkassenfilialen in Westfalen-Lippe stieg im vergangenen Jahr um 61 auf 2358 Geräte, die der Überweisungsterminals um 116 auf 976.

»Aus Kundenbefragungen wissen wir, dass zwei Drittel sowohl persönliche Beratung als auch schnellen Zugriff auf Automaten und das Internet wünschen«, sagte der Sprecher des Westfälisch-Lippischen Sparkassen- und Giroverbandes in Münster, Wolfgang Hornung, dieser Zeitung. Die Sparkassen betreiben 1525 Filialen, 152 sind reine Selbstbedienungszweigstellen mit einem Ansprechpartner, der bei den Bankgeschäften hilft.
Während die Automaten zunehmen, sinkt die Personalstärke. 2004 bedienten 30248 Männer und Frauen bei den Sparkassen die Kunden, im Jahr zuvor waren es noch 572 mehr. Hornung führt dies »überwiegend auf natürliche Fluktuation« zurück. Bei jungen Frauen sei zudem Teilzeitarbeit sehr beliebt. Während die regional verwurzelten Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken ihren Mitarbeiterstamm weitgehend konstant halten, bauten die international operierenden Konzerne massiv ab. In den letzten sieben Jahren seien mehr als 30 000 Stellen gestrichen worden, sagte Martin Mauracher vom Deutschen Bankangestelltenverband in Düsseldorf dieser Zeitung. »Die Kreditinstitute sind zu kosten- und zu wenig kundenorientiert«, kritisierte er und prophezeit, schon bald werde der Kunde »Selbstbedienungsgeräte als einzigen Ansprechpartner nicht mehr dulden«. Die Mitarbeiter seien die »großen Verlierer der Fusionswelle, und diejenigen, die noch Arbeit haben, sind bis Oberkante Oberlippe belastet«.
Durch die Arbeitsüberlastung und fortschreitende Automatisierung litten der Dienst am Kunden und das Image des Berufs. Mauracher: »Früher leckten sich junge Leute alle zehn Finger, wenn sie eine Ausbildung in einer Bank machen konnten, aber heute gehört der Job in der Bank nicht mehr zu den fünf beliebtesten Lehrberufen.« Großbanken hätten inzwischen ein »Zombie-Image«, weil sie massenhaft Personal entließen und nur auf die Rendite achteten.
Auf gute Taten statt schlechter Schlagzeilen setzen die Sparkassen. »Wir wollen in 2005 insgesamt 709 junge Menschen ausbilden, 23 mehr als im Vorjahr«, erklärte Wolfgang Hornung. Damit liege die Ausbildungsquote von 9 Prozent über der in der Gesamtwirtschaft von 6,4 Prozent. Kompetente Mitarbeiter seien für die Sparkassen immer noch das beste Aushängeschild. Hornung: »Mit Selbstbedienungsgeräten darf man es nicht übertreiben.«

Artikel vom 22.07.2005