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Der Tod kommt uns weiblich

Salzburger Festspiele starten Sonntag - Ulrike Folkerts im »Jedermann«

Salzburg (dpa). Ein Festakt mit einer künstlerischen Vorschau auf das gesamte Programm steht am Beginn der Salzburger Festspiele, die am Sonntag in der Felsenreitschule eröffnet werden. Statt eines Festredners haben nach der Eröffnungsrede des österreichischen Bundespräsidenten Heinz Fischer die Künstler das Wort.
Nina Hoss als »Buhlschaft« im »Jedermann«.Fotos: dpa

Intendant Peter Ruzicka und Schauspieldirektor Martin Kusej werden mit Mitwirkenden am Festival eine Vorschau auf das Programm geben. Das künstlerische Programm beginnt am Montagabend mit dem traditionellen Eröffnungsstück, Hugo von Hofmannsthals Mysterienspiel »Jedermann« am Domplatz. Die Wiederaufnahme von Christian Stückls Inszenierung leitet Schauspielchef Kusej selbst, neue »Buhlschaft« von »Jedermann« Peter Simonischek ist Nina Hoss. Erstmals in der 85-jährigen Geschichte des Festivals ist der »Tod« weiblich besetzt, gespielt von »Tatort«-Kommissarin Ulrike Folkerts, die sich jetzt übrigens auch als Autorin versucht. Ihr Buch »Das macht mich stark« soll im Oktober auf den Markt kommen.
Das Opernprogramm kombiniert selten Gehörtes und Publikumsrenner. Die erste Premiere ist dem österreichischen Exilkomponisten Franz Schreker gewidmet, Nikolaus Lehnhoff inszeniert »Die Gezeichneten« in der Felsenreitschule, er dirigiert Kent Nagano. Günter Krämer ist mit Dirigent Marc Minkowski für Mozarts »Mitridate« im Residenzhof verantwortlich. Die Inszenierung gibt gemeinsam mit der neuen »Zauberflöte« in Regie von Graham Vick einen Vorgeschmack auf das Mozartjahr 2006.
Als Höhepunkt gilt die Neuinszenierung von Verdis »La Traviata« durch die prominente Besetzung: Den Part der »Violetta« singt Anna Netrebko an der Seite von Thomas Hampson als Giorgio Germont, Regie führt Willy Decker.
Schauspieldirektor Kusej macht seine Ankündigung wahr, in Salzburg das Österreichische Theater neu zu beleuchten und startet mit Klassikern in seine erste Saison: Die Eröffnungspremiere am Montag im Landestheater ist Ödön von Horvaths »Geschichten aus dem Wienerwald« gewidmet. Es inszeniert Barbara Frey. Kusej selbst legt bei Franz Grillparzer Hand an. Er setzt »König Ottokars Glück und Ende« auf der Perner-Insel Hallein in Szene, mit Tobias Moretti in der Titelrolle.
In Zusammenarbeit mit dem Thalia Theater Hamburg kommt eine Neuinszenierung von Heinrich von Kleists »Penthesilea« nach Salzburg, Regie führt Stephan Kimmig. Für eine Uraufführung ist René Pollesch zuständig. Er setzt sich in »Cappucetto Rosso« mit neuen Überlebensstrategien in Zeiten von Neoliberalismus und Globalisierung auseinander. Ein umfangreiches Literaturprogramm mit Werken von Antonio Lobo Antunes sowie der Nobelpreisträger John M. Coetzee und Elfriede Jelinek komplettiert das Theaterprogramm.
www.salzburgfestival.at

Artikel vom 22.07.2005