23.07.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Knöterich im
Knusperteig


Während der Riesenbärenklau aus dem Kaukasus um 1890 als Zierpflanze nach Westeuropa kam, hielt man zwei andere Neophyten, den Japanischen Staudenknöterich und den Sachalin-Knöterich, zunächst für eine taugliche Futterpflanze. Das Gegenteil ist der Fall: Beide zeigen Riesenwuchs und bilden ein Blätterdach, in dessen Schatten buchstäblich kein Gras mehr wächst. Wildtiere verschmähen die ungefähr herzförmigen, zugespitzten Blätter, Vögel nisten nicht in diesen Büschen, und die Wirkung als Bodenfestiger (beispielsweise an abschüssigen Bachufern) ist höchst unvollkommen.
Wenn sich also Hirsch und Reh, Bachstelze und Kiebitz nicht bedienen wollen, dürfen wenigstens Sie zulangen: Haben Sie Appetit auf »Japanischen Knöterich im Knuspermantel«? So wird's gemacht:
Je 50 gr Butter und Zucker schaumig schlagen, 3 Eigelb unterrühren, 20 gr Speisestärke, 50 gr geriebene Mandeln, 1 Esslöffel Rum und eine Prise Salz hineinmischen. Acht Knöterich-Stangen (Durchmesser 2 cm; die Dinger sind hohl) waschen und so durchtrennen, dass eine Seite ohne Öffnung ist (Länge ca. 6 cm) und per Spritzbeutel mit der Mandelmischung füllen.
Vier Brickteigblätter (Asialaden; ersatzweiße Frühlingsrollenteig) mit 20 gr flüssiger Butter bestreichen und leicht mit Puderzucker bestäuben. Jeden Stengel in ein halbes Teigblatt einrollen (Enden mit etwas Mehl und Wasser verschließen), mit Puderzucker bestäuben und im vorgeheizten Ofen bei 180 Grad etwa 12 Minuten goldgelb backen.
Die ausgebackenen Stangen halbieren und auf Filets von Orange und/oder Pampelmuse (vielleicht sogar auf Zitrone) anrichten. Eine Kugel Eis dazulegen; weitere Ideen bezüglich der Dekoration (die Küchen-Avantgarde tut es nicht unter Hornveilchenblüten . . .) dürfen ausgelebt werden. Und ratzfatz weggeputzt ist unser Neophyt.

Artikel vom 23.07.2005